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Mittwochs-Reflexion | Ein neues Schuljahr
2022|36
Wie jedes Jahr zuvor vergehen die Ferien an den salzkämmerischen Seen viel zu rasch. Zwischen touristischem Urlaubsgewusel, das stellenweise einem dieser Wimmelbilder gleicht, das ich mit meinen Kindern betrachtet habe, finden sich jedoch immer wieder ruhige Plätze, an denen man seinem Denken nachgehen, seinen Handlungen nachspüren und die Unterrichtsmethoden des zurückliegenden Unterrichtsjahres reflektieren kann. Und das letzte Jahr war ereignisreich. Keine Frage. Nach drei Jahren Corona ist so manche Lahrkraft an ihre Leistungsfähigkeit geraten und ihr Leistungswille ist auf eine harte Probe gestellt worden. Und viele von ihnen haben die Auszeit der Ferien sicherlich genossen. Nun aber hat das neue Schuljahr begonnen und auch die Mittwochs-Reflexionen wollen wieder geschrieben werden.
Ich habe einige Rückmeldungen (positive und auch kritische) auf meine Reflexionen sowie auf meinen Protest, den ich gegenüber meiner Direktion kundgetan habe, bekommen. Dafür möchte ich mich bedanken. In meinen bisherigen Jahren an der Schule habe ich noch nie so viele gute und konstruktive Gespräche geführt, wohlgemeinte Ratschläge und inhaltliche Kritik erhalten, die zum Weiterdenken anregen. Natürlich gab es auch Kritik an meiner Form der Kommunikation, die sich folgendes Ziel gesetzt hat: schulische Transparenz in Permanenz, denn nur eine offene und unausgesetzte Kommunikation im Lehrkörper schützt uns vor ungerechtfertigten Ansprüchen einer Direktion an uns Lehrkräfte. Nur ein offener und permanenter Austausch an Informationen, Ideen und politischen Strategien kann ein Gleichgewicht zwischen einer Direktion und ihrem Kollegium herstellen.
Wie ich schon in einigen Mittwochs-Reflexionen dargelegt habe, sollte es im politischen Verhältnis zwischen Direktion und Kollegium nicht um persönliche Befindlichkeiten gehen, ob man jemanden mag oder nicht, sondern einzig darum, die Interessen der Lehrkräfte gegen jede Form absolutistischer und paternalistischer Herrschaft an Schulen zu vertreten. Letztlich geht es darum, die wenigen demokratischen Strukturen, die an Schulen existieren, (die übrigens von manchen politischen Interessengruppen verdeckt und manchmal offen und schamlos angegriffen werden) zu verteidigen und vielleicht ein Stück weit auszubauen. Dazu gehört es auch, Direktionen entgegenzuwirken, die mit einer Begünstigungsstrategie versuchen den Lehrkörper zu spalten und eine Günstlingswirtschaft einzuführen.
Der Widerstand gegen antidemokratische Führungsstile bestimmt die Form meiner Kommunikation, denn es ist eine Kampf-Kommunikation. Mag sein, dass diese widerständige Form manchen nicht passt, aber Anpassung und Flucht sind keine Option, denn wer nicht kämpft, der hat schon verloren.
Auf Grund meiner Interventionen, Rundmails und meinem Kommunikationsverhalten möchte ich in der nächsten Mittwochs-Reflexion kurz erläutern, welche Möglichkeiten Menschen in Institutionen haben, um auf eine Führung zu reagieren, die sich in der Gewissheit befindet, dass sie im Grunde tun und lassen kann, was sie will, weil die Schulgesetzgebung in vielen Bereichen eben meist nur vage bleibt und den Direktionen weitreichende Befugnisse zugesteht. Auch können sich die Direktionen darauf verlassen, selten zur Rechenschaft gezogen zu werden. Dadurch kann eine Direktion im Zweifelsfall ein passives Kollegium absolut beherrschen. Die einzige Struktur, die Mitarbeiter*innen für ihre Forderungen zur Verfügung haben, sind die Personalvertretungen. Die Wahl des Führungsstils bleibt einer Direktion im Grunde also vollständig selbst überlassen und wird kaum durch gesetzliche Regelungen eingeschränkt und der/die Einzelne ist diesem Führungsstil ausgeliefert, wenn das Kollektiv sich passiv verhält.
Ich wünsche allen Lehrkräften ein Schuljahr, das besser werden möge als das letzte. Und ich wünsche uns allen, dass unsere Schulen sich nicht nur organisatorisch und pädagogisch weiterentwickeln, sondern auch in demokratiepolitischer Hinsicht einen großen Schritt nach vorne wagen. Wie groß der Schritt sein wird, hängt naturgemäß von unserer eigenen Kampfbereitschaft ab.
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eingestellt am: 14.9.2022 | zuletzt aktualisiert: 14.9.2022
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