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Marie Langer
31. 8. 1910 Wien | Buenos Aires 22. 12. 1987



Die analytische Familie | Marie Langer und die psychoanalytische Institution

Marie Langer ist eine der zentralen Figuren in der Etablierungsgeschichte der freudschen psychoanalytischen Bewegung Argentiniens. Um die Bedeutung ihrer Beiträge sichtbar zu machen, ist es notwendig, kurz die institutionelle Entwicklung der psychoanalytischen Bewegung darzustellen.

Die Psychoanalytiker/innen stellen eine soziale Gruppe von Intellektuellen dar, deren Lage, Rolle und Ideologie einige interessante Besonderheiten aufweisen, sowohl in theoretischer Perspektive als auch in deren enger an die Probleme der Berufsausübung gebundenen Aspekte. (Galli 1987:68) Und diese soziale Gruppe weist starke Ähnlichkeiten mit der bürgerlichen Kleinfamilie auf. Daher möchte ich die unterschiedlichen politischen und familiären Positionen herausarbeiten, die Marie Langer innerhalb der analytischen Familie einnahm. Der Begriff der analytischen Familie zur Bezeichnung des Sozialgefüges innerhalb der regionalen Vereinigungen entwickelte sich in meiner Auseinandersetzung mit der psychoanalytischen Bewegung sowie in Gesprächen, die ich mit einigen Analytiker/innen innerhalb und außerhalb der orthodoxen Vereinigungen in Österreich, der Schweiz, Deutschland und Argentinien geführt habe, denn es ist kein Zufall, daß sich die s oziale Gruppe der Psychoanalytiker/innen in bürgerlichen Familienstrukturen organisiert. Schon Sandor Ferenczi stellte 1910 fest, daß das Vereinsleben in seinem Wesen und (...) Aufbau die Züge des Familienlebens wiederholt. (Ferenczi 1970:52) Das Vereinsleben, in Verbindung mit einem ausdifferenzierten Lehrprogramm, bot die Garantie dafür, die drei zentralen Ziele, an denen sich die psychoanalytische Bewegung orientierte, durchzusetzen.

Als erstes Ziel wäre der Versuch zu nennen, eine Art Patentschutz für das von Sigmund Freud entworfene Konzept der Psychoanalyse zu etablieren. Damit im Zusammenhang steht das zweite Ziel, nämlich die theoretische und therapeutische Ausbildung bzw. Ausübung der Psychoanalyse durch die Nachfolger/innen unter Kontrolle einer psychoanalytischen Elite zu bringen. Und drittens ein ausdifferenziertes Organisationsnetz zu schaffen, innerhalb dessen die Ressource Patient/in verwaltet und verteilt wird, damit nur jene davon profitieren können, die sich an den Vorgaben der psychoanalytischen Elite orientieren. Diese drei Ziele können auch in historischen Kategorien beschrieben werden, denn der Prozeß der Institutionalisierung ist von jenen drei Markierungspunkten gekennzeichnet, die schon bei der Entstehung der bürgerlichen Familie Pate gestanden haben: Patriarchat, Kapital und Hierarchie. Mit diesen drei Kategorien möchte ich mich nun näher auseinandersetzen, weil sie jene Problemkreise darstellen, die Marie Langer während ihrer gesamten psychoanalytischen Laufbahn beschäftigt haben.

Die patriarchale Herrschaft als grundlegendes Prinzip der Psychoanalyse läßt sich bereits in ihren theoretischen Konzepten aufspüren, denn so wie der pater familias noch um die Jahrhundertwende volle Gewalt über seine Frau und seine Kinder ausübte, also auf allen Ebenen des familiären Lebens die oberste Instanz darstellte, wird in der psychoanalytischen Theorie bei Sigmund Freud der Mann als die Norm gesetzt, von der sich die Frau als Art Abweichung herleitet. Auch im psychoanalytischen setting ist der Vater allgegenwärtig, wenn auch die Voraussetzung der Vaterübertragung für das Gelingen einer Analyse von Georg Groddeck bereits in Zweifel gezogen wurde, wenn er fragt: Aber warum soll die Mutterübertragung oder die der Gespielen oder die der Milchflasche oder des Rhythmus oder der Gummipuppe und der Klapper weniger nützlich sein? (Ferenczi/Groddeck 1986:53)

In Bezug auf den Prozeß der Institutionalisierung steht ebenfalls die patriarchale Familie im Vordergrund, denn die Vereinigungen (WPV/IPV) sind vaterrechtlich-hierarchisch organisiert, denn der Präsident ist der Vater, dessen Ansprüche unwiderlegbar, dessen Autorität unverletzbar sind; die anderen Funktionäre sind die älteren Geschwister, die die jüngeren hochmütig behandeln und dem Vater zwar schmeicheln, aber ihn im ersten geeigneten Moment von seinem Thron stürzen wollen, um sich an seine Stelle zu setzen. Die große Masse der Mitglieder, soweit sie nicht willenlos dem Führer folgt, gibt bald diesem, bald jenem Aufwiegler Gehör, verfolgt mit Haß und Neid die Erfolge der älteren und möchte sie aus der Gnade des Vaters ausstechen. (Ferenczi 1970:52)

Sándor Ferenczi nimmt hier beinahe prophetisch die zukünftige Entwicklung der psychoanalytischen Bewegung vorweg, aber lediglich vom psychologischen Standpunkt aus, was zwar zutreffend sein mag, aber keinesfalls hinreichend war, und zwar deshalb nicht, weil auch die psychologische Analyse, der ‚eigenen Bewegung’ bedeutungslos bleibt, solange nicht der gesellschaftliche Ort, die Geschichte und Zielsetzung eben dieser ‚Bewegung’ reflektiert wird. (Trübswasser 1989:32)

Ein gesellschaftlicher Ort, an dem sich die Geschichte der Psychoanalyse vollzieht, ist also die patriarchale Herrschaft, ein zweiter das Kapital. Dieses spielt bei der Etablierung der psychoanalytischen Methode eine enorme Rolle. In der psychoanalytischen Familie sind von Beginn an Überweisungen an befreundete Psychoanalytiker/innen überlebensnotwendig. Das gesamte Konzept der Psychoanalyse entwickelte sich ja gleichzeitig als theoretisches Konstrukt und Dienstleistungsgewerbe. Weiter orientieren sich die Psychoanalytiker/innen am Sozialprestige der Ärzt/inn/e/n, welches durch die ökonomischen Ressourcen der Patient/innen - also den von ihnen bezahlten Stundenhonoraren - befriedigt werden soll.

Die analytischen Institutionen sollen also eine Garantie dafür bieten, daß wirklich Freuds psychoanalytisches Verfahren und nicht eine zum eigenen Gebrauch zurechtgebaute Methode angewendet wird. Eine spezielle Aufgabe des Vereins wäre es, die wissenschaftliche Freibeuterei, deren Opfer die Psychoanalyse heute ist, zu entlarven. Genügende Sorgfalt und Vorsicht bei der Aufnahme neuer Mitglieder würde es ermöglichen, den Weizen von der Spreu zu trennen. (Ferenczi 1970:55)

Lese ich Sándor Ferenczis Ausführungen Zur Organisation der psychoanalytischen Bewegung aus dem Jahre 1910, könnte ich zu der Überzeugung gelangen, daß die Frage der Organisierung und Institutionalisierung eine Überlebensfrage darstellt. Er vergleicht die Entdeckungen Sigmund Freuds mit jenen von Christoph Columbus und meint, daß dadurch neue Arbeiter auf das von Freud erschlossene wissenschaftliche Gebiet strömen, und ähnlich den Pionieren in der Neuen Welt führten und führen sie eine Guerillakrieg. Ohne einheitliche Lenkung, ohne taktische Zusammenarbeit kämpft und arbeitet jeder auf dem von ihm eroberten Stück Land. Nach Gutdünken besetzt jeder den Teil des riesigen Gebietes, der ihm gefällt, und wählt die ihm zusagende Art der Arbeit, des Angriffs und der Verteidigung. (...) Auch daß jede Autorität und Bevormundung, jede Disziplin fehlte, steigerte nur die Selbständigkeit, die bei solcher Vorpostenarbeit unentbehrlich ist. (Ferenczi 1970:50)

Mit diesem gleichberechtigten Anspruch auf die ökonomische Ressource (Patient/in) und die wissenschaftliche (Theorie) sollte jetzt Schluß sein, denn es wäre für die Psychoanalytiker/innen und ihre Kapitalakkumulation ein unglaublicher Verlust, wenn einfach irgendwer daher kommen, sich im Grabenkampf die Erkenntnisse der Psychoanalyse aneignen und sich schließlich mit einem Schatz an Patient/innen davonschleichen könnte, um sich irgendwo, jeder Kontrolle durch die psychoanalytischen Eliten der Brüderhorde entzogen, als Analytiker/in niederzulassen. Meiner Meinung nach ist die Frage nach der Institutionalisierung nicht unabhängig vom ökonomischen Überleben der Psychoanalytiker/innen zu betrachten.

Der dritte Markierungspunkt der analytischen Familie, die Frage der Hierarchie, spiegelt sich in den Institutionen der psychoanalytischen Bewegung wieder, die alle Entscheidungsebenen durch Wahlen legitimieren, aber eindeutig Macht von oben nach unten ausüben. Die untergeordnete Hierarchieebene ist immer von Entscheidungen der übergeordneten abhängig und die soziale Position der einzelnen Analytiker/innen hängt von der Nähe zum Machtzentrum ab, also im Falle der Gründergruppe von einem Naheverhältnis zu Sigmund Freud und der Akzeptanz der von ihm entworfenen psychoanalytischen Modelle. Die Vereinigungen entsprechen also durchaus den Anforderungen moderner Wahldemokratien, jedoch werden Abweichungen von den gesetzgebenden Gremien und deren Ausführungsorganen unnachsichtig geahndet und die Unruherstifter/innen ausgegrenzt bzw. verurteilt, um sie gegebenenfalls, wenn sie nicht freiwillig die Gruppe verlassen, auszuschließen. (Vgl. Federn/Nunberg 1977)

Gegen die Auswirkungen dieser drei Orientierungspunkte engagierte sich Marie Langer während ihres Lebens an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Zeiten, wenn dieses Engagement auch oft mit Widersprüchen verbunden war, auf Grund ihrer doppelten Widerstandsrolle als Kommunistin und Psychoanalytikerin. Als Marxistin und politisch engagierte Frau trat sie gegen die Hierarchisierung und gegen die Kapitalisierung, als Feministin gegen die patriarchalen Strukturen der psychoanalytischen Institutionen auf. Folgerichtig erkannte sie auch, daß eine der stärksten Disziplinierungsorgane der nationalen Vereinigungen die Ausbildungstherapie (Lehranalyse) darstellte, die im Verbund mit einer wissenschaftlichen Institution jene Generationenfolge möglich macht, auf Grund derer sich die Familienverbände der psychoanalytischen Bewegung konstituieren.

Bereits die Familiengruppen um Sigmund Freud, also der Kern der WPV, weist jene zwei Besonderheiten auf, die sich später in den meisten nationalen Familienverbänden wiederholen. Erstens stellt die Gründer/innengruppe ein ausdifferenziertes Freundschafts- und Familiengeflecht dar und zweitens wurde mit der Schaffung von Ausbildungsinstitutionen (in Berlin 1920 und in Wien 1925) eine Art psychoanalytische Genealogie begründet. Die psychoanalytischen Familien bedienten und bedienen sich also zweier eng miteinander verbundener Konzepte, die einen Teil des großen ökonomischen und ideologischen Erfolges ihres Konzeptes, vor allem in westlich orientierten Gesellschaften, ausmachte.

Dieses enge, private Netz am Beginn einer psychoanalytischen Gruppe (in Wien ebenso wie in Buenos Aires) war eine Garantie dafür, daß Patient/innen in die Praxen der Psychoanalytiker/innen kamen, denn Mundpropaganda und gegenseitige Überweisungen von Bekannten, Freund/inn/en und deren Kindern erwiesen sich als stärkste Waffe gegen die Verfügungsgewalt der Ärzt/inn/e/n über die Patient/inn/en. Dabei sollte aber nicht übersehen werden, daß ein hoher Prozentsatz der Mitglieder der analytischen Urhorde selbst Ärzte waren und damit immer schon einen Zugang zur Ressource Patient/in hatten, den sie sozusagen durch das private Überweisungsnetz ergänzten.

Ich möchte für den oben genannten Umstand als Beispiel die vielfältigen Beziehungen der Familien Rie, Rosenberg und Freud bringen, wo exemplarisch Freundschaften und Berufspraxis miteinander in Verbindung traten und dadurch für einige Mitglieder der analytischen Gründer/innengruppe Berufskarrieren möglich wurden. Oskar Rie war ein langjähriger Freund von Sigmund Freud, und er hatte als Kinderarzt die Kinder Freuds kostenlos behandelt, aber er war auch regelmäßig Mitglied von Freuds kartenspielendem Vierergespann, das jahrelang jeden Samstagabend zusammenkam. Zu diesem Kartenspieler-Quartett zählte aber auch Ludwig Rosenberg, der mit der Schwester von Oskar Rie verheiratet war, und dessen Familie verschiedentlich die Sommerferien mit den Freuds zusammen verbrachte. (Roazen 1976:430-431) Aus allen drei Familien gingen Töchter hervor, die eine wichtige Rolle in der psychoanalytischen Bewegung spielten.

Anna Freud muß nicht näher vorgestellt werden, ihre Funktion als Nachfolgerin ist klar. Marianne Rie war mit dem Analytiker Ernst Kris verheiratet, Margarete Rie mit Herman Nunberg. Diese Heirat mit der Tochter von Oskar Rie brachte Herman Nunberg in den Kreis um Sigmund Freud, was seinem Aufstieg innerhalb der psychoanalytischen Gruppe sehr förderlich war, denn einerseits beschleunigten persönliche Kontakte zu Familien im Umkreis von Sigmund Freud die Ausbildung zum/r Psychoanalytiker/in, andererseits konnte die Ehe mit Männern bzw. Frauen aus dem Dunstkreis um den Gründungs-Vater Sigmund Freud die eigene Machtposition festigen. Herman Nunberg ist dafür ein gutes Beispiel. (Vgl. Roazen 1976)

Gerade die Psychoanalytiker/innenehen spielten am Beginn der nationalen Familienverbände immer eine große Rolle - so auch in Argentinien im Jahr 1942. Marie Langers Kritik daran richtete sich vor allem gegen den Mißbrauch der analytischen Berufsausbildung, die von rein ökonomischen Gründen geprägt war, denn es war damals durchaus üblich, daß die Psychoanalytiker mit großer Leichtigkeit ihre Frauen zu Psychoanalytikerinnen machten, ohne zu fragen, ob bei jenen auch die nötigen Voraussetzungen vorhanden waren. (...) Die Versuchung, das gesamtfamiliäre Einkommen auf diese Weise zu verbessern, scheint in einigen Fällen unwiderstehlich gewesen zu sein. (Parámo-Ortega 1992:111)

Auch Marie Langer konnte sich dieser Auswirkung der Generationenfolge nicht entziehen, denn sie war lange Zeit Familienmitglied in der ersten argentinischen Analytiker/innenfamilie. Oft wird sie als die Mutter der lateinamerikanischen Psychoanalyse bezeichnet, einerseits weil sie die einzige Frau in der APA Gründer/innengeneration war, andererseits weil sie zu jenen Lehranalytikerinnen zählte, die die erste und zweite Generation von Psychoanalytiker/innen in Argentinien und vielen anderen lateinamerikanischen Ländern ausgebildet hat.

Die Herstellung einer Generationenfolge wäre an sich noch nicht problematisch, wenn im Falle der Psychoanalytiker/innen nicht die Ausbildung zu einem Beruf damit einherginge. In den analytischen Institutionen werden ja nicht nur verwandtschaftliche Verhältnisse gepflegt und Feste gefeiert, sondern vor allem Gesetze, Machtinstrumentarien und Abhängigkeiten entwickelt, die eine Hierarchisierung innerhalb des analytischen Familienverbandes etablieren und absichern sollen. Die Lehranalyse (Erziehung des Nachwuchses) und damit in Verbindung stehend die Aufnahmekriterien der Vereinigungen nehmen in diesem Prozeß eine zentrale Rolle ein. Hier zeigt sich einmal mehr, daß der Spruch Wissen ist Macht volle Gültigkeit besitzt. Durch die Lehranalyse entsteht nicht nur eine enge Bindung des Analytiker/innennachwuchses an die bereits fest etablierten als Funktionär/inn/e/n tätigen Lehranalytiker/innen, sondern es akkumuliert sich auch das Wissen über den Nachwuchs im Bereich weniger auserwählter Personen, die im Falle von Wahlen (demokratisches Element in der analytischen Familie) in der Institution ihre Nachkommenschaft mobilisieren können und müssen, wollen sie in ihren Funktionen bestätigt werden. In diesem Zusammenhang bekommt die Lehranalyse als Kaderschulung, zur Aufrechterhaltung der Institutionen und der von ihnen vertretenen Ideen eine noch stärkere Bedeutung.


Die Entwicklung der Lehranalyse, die ja später von allen nationalen Vereinigungen (also auch der argentinischen) übernommen wurde, ist eng mit der Entstehungsgeschichte der WPV bzw. IPV zwischen 1902 und 1920 verbunden und mit der Ausformulierung bzw. praktischen Umsetzung der wissenschaftlichen Zielsetzungen der Psychoanalyse nach 1920 in der Berliner Poliklinik. Der Beginn dieses Prozesses, der zu den Entwicklungen in Berlin führte, wird von der offiziellen Geschichtsschreibung der freudschen Psychoanalytiker/innen immer wieder mit dem Jahr 1902 gleichgesetzt, als sich eine Anzahl jüngerer Ärzte um Sigmund Freud scharte, in der ausgesprochenen Absicht, die Psychoanalyse zu erlernen, auszuüben und zu verbreiten. (Freud 1973:160) Die Anregung zur Einberufung einer regelmäßigen Diskussionsrunde kam von dem später ausgegrenzten Wilhelm Stekel. Sigmund Freud lud zu einem ersten Diskussionsabend die Ärzte Alfred Adler, Wilhelm Stekel, Max Kahane und Rudolf Reitler ein und konnte nun endlich wieder jene wissenschaftlichen Diskussionen führen, die für ihn so wichtig waren und schon seine Beziehungen zu Josef Breuer und Wilhelm Fließ geprägt hatten. Dieser intellektuelle Austausch blieb bis heute ein Charakteristikum der psychoanalytischen Familien und ist einer der Eckpfeiler des Versuches, die Psychoanalyse als institutionelle Wissenschaft zu etablieren. Diese fünf Männer bildeten den Kern dessen, was 1908 die Wiener Psychoanalytische Vereinigung werden sollte, das Vorbild für Dutzende solcher Vereinigungen in der ganzen Welt. (Gay 1989:200)

Marie Langer nahm an dem Prozeß der Institutionalisierung und Etablierung einer analytischen Familie erst in Argentinien teil, als also die Vereinigung als Privatuniversität bereits ihren vollen Geltungsbereich entwickelt hatte. Um ihre Position innerhalb der psychoanalytischen Bewegung orten zu können, ist es notwendig, auf einige besondere Entwicklungen in der lateinamerikanischen bzw. argentinischen Bewegung einzugehen, denn grundsätzlich muß im Institutionalisierungsprozeß zwischen regionalen Vereinigungen (z.B. der APA) und der internationalen Vereinigung (IPV) unterschieden werden, die sich auf Grund verschiedener Zielvorstellungen etablierten. Während sich die IPV sehr stark für eine Art Vernetzungsarbeit und Lobbyismus für die von ihr vertretene Wissenschaft, zur Herstellung internationalen Gedankenaustauschs in Theorie, Methode und Institutionspolitik (innerhalb des auf Freud zurückgehenden Konzeptes) organisiert und große Ähnlichkeit mit den Institutionen der Ersten Internationale aufweist (Parin 18/8/1992), orientieren sich die regionalen Vereinigungen an den Bedürfnissen der Ausbildung und Sicherung des individuellen Lebensstandards, wodurch Herrschaft zu einem zentralen Bezugspunkt des gesellschaftlichen Umgangs wird.

Argentinien, vor allem Buenos Aires, nimmt aber in der Entwicklung regionaler Organisationen eine exzeptionelle Stellung ein, da es wohl kaum ein anderes Land gibt, wo die Psychoanalyse so uneingeschränkt und positiv aufgenommen wurde. Deshalb möchte ich an dieser Stelle einen kurzen Überblick über die Etablierung der Psychoanalyse in Lateinamerika im allgemeinen und Argentinien im speziellen geben, weil diese Teil von Marie Langers Biographie und damit auch Teil ihrer Karriere als Analytikerin ist.

Die erste Gründung einer psychoanalytischen Institution in Lateinamerika ging von Durval Marcondes und Franco Rocha in Sao Paulo (Brasilien) aus, die 1927 die Sociedade Brasileira de Psicoanalise gründeten, die 1929 auf dem 2. Internationalen Psychoanalytischen Kongreß (IPK) in Oxford anerkannt wurde, sich jedoch wie es Cesio Fidias beschreibt, durch die unzureichende psychoanalytische Ausbildung ihrer Mitglieder (...) nicht entwickeln konnte und sich bald auflöste. (Cesio 1976:1266) Ein weiterer Grund dürfte auch in den fehlenden sozialen Vorraussetzungen in der brasilianischen Gesellschaft zu suchen sein, die eine dauerhafte Etablierung einer analytischen Familie behinderten. Erst als Adelheid Koch auf Anfrage von Ernest Jones nach Brasilien auswanderte, kam es zu einer rascheren Entwicklung in Brasilien.

Zu dieser Zeit nahm Durval Marcondes mit den wichtigsten Persönlichkeiten der internationalen Bewegung Kontakt auf, (...). Das geschah mit der Absicht, in Sao Paulo (Brasilien) die notwendigen Bedingungen für die Entwicklung einer psychoanalytischen Bewegung zu schaffen. Jones setzte sich mit Adelheid Koch, einer Analytikerin in Berlin, in Verbindung, von der er wußte, daß sie bereit war, nach Brasilien auszuwandern, da das politische Klima, das die Nazis geschaffen hatten, unerträglich wurde. Adelheid Koch hatte ihre Ausbildung am Berliner Psychoanalytischen Institut erhalten. (...) Im Juli 1937 konstituierte sich unter der Protektion von Durval Marcondes, der für jede notwendige Unterstützung sorgte, ein psychoanalytisches Bildungszentrum. (...) Für diese Gruppe war Adelheid Koch Lehranalytikerin, Lehrerin der Theorie und Praxis und Kontrollanalytikerin zugleich. (Cesio 1976:1267) Interessant ist dabei, daß sich die Vereinigung und mit ihr die Psychoanalyse in Brasilien und auch in Argentinien (unter anderen Voraussetzungen) erst entwickeln konnte, nachdem die europäischen Analytiker/innen den Boden der Neuen Welt betraten, die ihre Lehr- und Kontrollanalysen in den mitteleuropäischen Instituten absolviert hatten, was für mich den Eindruck eines Art kolonialen Charakters der psychoanalytischen Bewegung und ihrer Institutionen in Lateinamerika verstärkt hat.

In Argentinien gab es eine ähnliche Entwicklung (wie in Brasilien), die aber vorerst auf einen Ort, nämlich Buenos Aires, beschränkt blieb. Bereits in den dreißiger Jahren entstand reges Interesse an der Psychoanalyse, jedoch vergingen bis zur Gründung der Vereinigung noch einige Jahre, da die gesellschaftlichen und personellen Voraussetzungen noch nicht geeignet waren, eine rasche Entwicklung zu begünstigen. Während meiner Aufenthalte in Argentinien (1992/2001) konnte ich immer wieder die Frage hören, warum in Argentinien, vor allem im städtischen Zentrum von Buenos Aires, gerade in den vierziger und fünfziger Jahren eine derartige Entwicklungsdynamik, die Psychoanalyse betreffend, entstehen konnte. Ein wesentlicher Grund liegt in der langen europäischen Kulturtradition dieser Stadt, denn mit der Emigrationswelle aus Europa an der Wende zum 20. Jahrhundert brachten vor allem Italiener/innen, aber auch Russ/inn/en, Deutsche usw. europäisches Gedankengut nach Argentinien. Die argentinische Mittel- und Oberschicht war also durchaus fähig, auf Grund ihrer traditionell nach europäischen Mustern ausgerichteten Bildungspolitik, theoretische Konzepte europäischer Prägung sehr leicht aufzunehmen. Ein zweiter, sehr wichtiger Grund liegt sicher auch in der ausdifferenzierten Klassenstruktur, die wohl kaum ein anderes lateinamerikanisches Land zu diesem Zeitpunkt aufzuweisen hatte. Es gab eine sehr reiche Mittelschicht, die auch gebildet genug war, um das Bedürfnis der Psychoanalytiker/innen nach Patient/innen zu erfüllen, die in einem stabilen, festgefügten, ökonomisch abgesicherten, sozialen Gefüge lebten, das eine Analyse auch über mehrere Jahre möglich macht. Als letzter, noch viel zu wenig beachteter Grund ist zu nennen, daß die Gründung der APA (1942) und ihr Aufbau in den folgenden zehn Jahren in eine Zeit der gesellschaftlichen Systemöffnung fiel. Der Peronismus, der sich stark um die Verringerung der ökonomischen Kluft zwischen den sozialen Klassen bemühte, um eine bessere Versorgung der unterprivilegierten Massen in Bezug auf Gesundheitswesen, Bildung, Wohnen usw. herzustellen, stand neuen Ideen durchaus positiv gegenüber, ähnlich jener Haltung, die die Sozialdemokratie im Wien der zwanziger Jahre einnahm. (Vgl. Kremlicka 1991)

Vor allem in den ersten fünf Jahren der Regierungszeit von Juan Perón, zu Lebzeit von Eva Perón, war die politische Aktivität der Psychoanalytiker sehr ambivalent. Einerseits gab es eine Öffnung auch gegenüber sozialen Anliegen, die Psychoanalytiker arbeiteten in Spitälern, Kliniken, Ambulatorien etc., sodass sie eine grosse Anzahl Menschen der unteren Schichten erreichten. Sie arbeiteten auch in den ‚Villas Miserias’, in den Elendsvierteln. Menschen, die ihre Ausbildung beendet hatten, kehrten dann in ihre Heimatstadt zurück, ins Landesinnere und ins Ausland. Aber die APA fürchtete den Peronismus. Man hatte Angst, dass man ihre Assoziation verbieten werde, und man verglich im geheimen Perón mit Hitler. (...) Aber wichtiger war die Stimmung im Land, optimistisch, euphorisch. Der Weltkrieg war ohne Schwierigkeiten vorüber. Die neue Regierung konnte auf eine bequeme Mehrheit zählen und verkündete Erneuerungsabsichten, die in alle Bereiche des nationalen Lebens hineingetragen werden sollten. Sie mussten auch die Kultur erfassen, und so zog sie auch die Psychoanalyse mit hinein. (...) Eva Perón hat sich hauptsächlich mit zwei Arbeitsgebieten befaßsst, denen sie ihren persönlichen Stil gab und der auch die Psychoanalytiker beeinflusste: Die soziale Assistenz bei den ärmsten Teilen der Bevölkerung und die Beziehung zu den Gewerkschaften. (...) Ich glaube, dass ihr Einfluss Arbeitsgebiete und Menschen sensibilisierte, zu denen auch die Psychoanalytiker gehörten. Man hat eher in Fragen der sozialen Vorsorge und der Aufklärung geabreitet. Es wurden neue Spitäler und Sozialdienste errichtet. Obwohl es zu dieser Zeit noch keine besonderen ‚offiziellen‘ Posten waren, muss man betonen, dass die psychoanalytischen Gedanken im Arbeitsfeld der sozialen Fürsorge ihre grösste Verbreitung zu dieser Zeit fanden. (Grosz: 8-11) Der Etablierungsversuch der Psychoanalyse traf also auf ein in sozialen Fragen sehr offenes politisches System, was vielleicht auch ihre starke Integration im Gesundheitswesen und in anderen Bereichen der Gesellschaft erklärt, und konnte so (wenn auch nur im ärztlichen Rahmen) eine vielfältige Tätigkeit entwickeln.

Eine besondere Dynamik, vor allem in personeller Hinsicht, entstand durch die Zusammensetzung der Gründer/innengruppe der APA, die eine Mischung von in Europa analysierten Psychoanalytiker/inne/n und aus Argentinien stammenden Männern, die wiederum bei diesen ihre Lehranalysen abschlossen, darstellte. Angel Garma kam aus Spanien (1938), hatte im Berliner Institut (Theodor Reik) seine Analyse gemacht und gilt gemeinsam mit dem Argentinier Arnaldo Rascovsky und dem aus Genf stammenden Enrique Pichon Riviere als treibende Kraft bei den Gründungsvorbereitungen. Zu den eben genannten stießen der Argentinier Celes Ernesto Cárcamo, Ferrari Hardoy und schließlich 1942 auch Marie Langer. Gemeinsam unterzeichneten diese sechs Personen die Gründungsurkunde der Asociación Psicoanalitica Argentina (APA) am 15. Dezember 1942. Später, nach dem Austritt Marie Langers aus APA und IPV, gab es jedoch Bestrebungen Marie Langer (und auch Ferrari Hardoy) nur zu einer formellen Unterzeichnerin der Urkunde zu degradieren. Auf diese Auseinandersetzung möchte ich hier ein wenig näher eingehen, weil sie nicht nur ein Licht auf die familiären Verhältnisse dieser Gruppe wirft, sondern auch zeigt, wie formalisiert die Vereinigungen orientiert waren und sind: Arnaldo Rascovsky gab an, daß ‚...einer der irrtümlichen Annahmen, die Cesio gemacht hat, (...) ist, daß Langer die Vereinigung gründete und er sich irrte. María Langer kam erst, als schon alles organisiert war’. Schon in seiner ‚Esquema autobiográfico’, veröffentlicht 1974, hat er María Langer nicht zu den Gründern der APA gezählt. (Balán 1991:101) <Übersetzung durch den Autor>

Dieser Versuch, rückwirkend die Gründer/innengeschichte umzudeuten, reduziert die Gründung einer Institution lediglich auf den Akt einer Unterzeichnung und ignoriert, daß auch der Aufbau der Organisation nach dem Gründungsakt Teil ihrer Anfangsgeschichte ist. Richtig ist, daß Marie Langer auf Grund ihrer späten Ankunft in Buenos Aires an den organisatorischen Vorbereitungen kaum mitgewirkt haben kann, aber umso größer war ihre Bedeutung nach der Urkundenunterzeichnung als Lehranalytikerin im Aufbau der APA. Sie nahm innerhalb der Gründer/innengruppe durch ihre abgeschlossene Ausbildung in der Wiener Vereinigung bei Richard Sterba, Helene Deutsch und Lampl de Groot einen hohen professionellen Rang ein. Die nachträgliche Leugnung der Teilnahme Marie Langers an der Gründung, übrigens der einzigen Frau in der Gruppe, läßt darauf schließen, daß auf Grund ihrer Abtrünnigkeit (1971) die Geschichte der APA von Arnaldo Rascovsky zu einer reinen Männerangelegenheit umgedeutet werden sollte, um dem Vorbild des Wiener Modells entsprechen zu können, das patriarchal orientiert war.

Diese Episode um die Gründungsgeschichte offenbart für mich nicht nur die persönlichen Antipathien Arnaldo Rascovskys gegenüber Marie Langer, sondern es wird darin auch die Frage nach den Machtverhältnissen in den Vereinigungen thematisiert. Es dürfte für Marie Langer nicht einfach gewesen sein, innerhalb einer von Männern dominierten Hierarchie ihre Machtposition als Lehranalytikerin zu etablieren. Ihr Karriereaufstieg, der die aus dem Nichts gekommene Marie Langer zur Mutter der lateinamerikanischen Psychoanalyse werden ließ, vollzog sich wiedereinmal im professionellen Untergrund, da unter dem Peronismus nur Ärzt/inn/e/n als Psychoanalytiker/innen zugelassen waren und Marie Langers Titel erst 1959 anerkannt wurde, was ihr dann auch ermöglichte die längst fällige Präsidentinnenschaft in der APA zu übernehmen.

Bereits 1942 wurde die APA von der IPV akzeptiert und auf dem ersten IPK nach dem Zweiten Weltkrieg (1949) in Zürich aufgenommen. In weiterer Folge wurde Buenos Aires ein Zentrum, das viele Lateinamerikaner anzog, die eine psychoanalytische Ausbildung wünschten. (...) Buenos Aires, Sitz der Psychoanalytischen Vereinigung Argentiniens, spielte als Ausbildungszentrum eine besondere Rolle. Dort wurden die Pioniere der Bewegung von Porto Alegre und Montevideo und einige der bedeutendsten Analytiker Rios ausgebildet. Außerdem kam die Mehrzahl der Pioniere der psychoanalytischen Bewegung Mexikos nach Buenos Aires und begann hier ihre Ausbildung. (Cesio 1976:1269-1272)

Buenos Aires kann also ohne Übertreibung als Zentrum und Motor einer Entwicklung innerhalb der internationalen psychoanalytischen Bewegung angesehen werden, die bis heute ungebrochen anhält, wenn sie auch nicht mehr nur ausschließlich in der APA stattfindet. In Argentinien gab es nach der Etablierung der psychoanalytischen Bewegung in den vierziger und fünfziger Jahren in den sechziger Jahren eine ungeheuere Expansion der Analyse. In rascher Folge entstanden in Mar del Plata, Rosario, Cordoba, Mendoza und Tucuman psychoanalytische Bewegungen, die mit Unterstützung der Mitglieder der psychoanalytischen Vereinigung Argentiniens rasch expandierten. (Cesio 1976:1274)

Es muß eine Art Goldgräber/innenstimmung geherrscht haben, an der auch Marie Langer im Rahmen ihrer institutionellen Integration teilnahm, denn in den fünfziger und sechziger Jahren gehörten die Psychoanalytiker/innen zu einer der bestverdienenden Berufsgruppen im Dienstleistungsgewerbe innerhalb der Mittelschicht und konnten sich einen Lebensstandard erwirtschaften, der nicht zuletzt auf die oft langen, teuren und viermal wöchentlich stattfindenden Analysen zurückzuführen ist, die orthodoxe Analytiker/innen als absolut notwendig erachteten und erachten. Auch hier, in der praktischen Ausübung, zeigt sich die enge Verknüpfung von Kapital und Herrschaft innerhalb der analytischen Bewegung und ihrer Familienverbände.

Die rasche Expansion der argentinischen Vereinigung, ihr rigides Ausbildungssystem und ihre starren Strukturen begünstigten Spaltungen innerhalb der analytischen Gruppe (wie z.B. 1971), die ich aber durchaus positiv sehe, weil dadurch eine große Vielfalt und eine unglaubliche Dichte an psychoanalytischer Versorgung der Bevölkerung in Buenos Aires entstand, die bis heute erhalten blieb: Sicher ist, daß Buenos Aires eine Gemeinde von nahezu 20.000 Psychoanalytikern hat, daß es mehr als hundert Institutionen gibt, die ihre Ergebenheit zwischen Freud, Lacan oder Melanie Klein verteilen, daß die Hälfte von ihnen eine Publikationsreihe haben, die mit maximalem Aufwand und minimaler Auflage hergestellt wird, und daß jeder porteño sich zu einer selbstgebastelten Interpretation entschließt, um das zu verstehen, was in der Familie, mit seinem Partner oder in der Arbeit passiert. Er greift auf seine eigenen Erfahrungen als Patient zurück, oder auf das, was er in den Massenmedien zu lesen oder zu hören bekommen hat, wo nie ein Psychoanalytiker als Eingeladener oder Kolumnist fehlen darf. (Mayer 1992:17) <Übersetzung durch den Autor>

Diese Aussage zeigt deutlich, welche Integrations- und Kaufkraft die Psychoanalyse innerhalb der argentinischen Gesellschaft entwickelte, welche ökonomische Bedeutung sie innerhalb der Mittelschicht besaß und besitzt und mit welchem Interesse auch eine breitere Öffentlichkeit die Debatten der psychoanalytischen Institutionen verfolgt. Seit den fünfziger Jahren unterstützten die Psychoanalytiker/innen Entfaltungsbestrebungen so mancher Regierung. Zum Beispiel erarbeitete Pichon Riviere für Frondizi das Profil eines ‚Wunschpräsidenten’ der Argentinier. Im Juli 1958 gab es einen Streik der Gewerkschaften der Aerzte, dem sich die Psychoanalytiker offiziell anschlossen. Als ob sie zum ersten Mal gewerkschaftliche Bande verspüren würden. (...) Die Psychoanalytiker fangen an, auch ausserhalb der Assoziation an allen erdenklichen Orten zu unterrichten. Sie sprechen im Radio, publizieren in Zeitungen und Magazinen. Es sieht aus, als ob ihr Arbeitsfeld sich immer mehr erweitern liesse. An den Lehrstühlen gewinnen die Analytiker immer mehr Zuhörer, in den Diskussionen interpretieren sie frei...erklären alles mögliche...und gewinnen nicht nur Studenten, sondern auch Patienten. (Grosz:14f)

Die Psychoanalytiker/innen in Argentinien haben sich also im Gegensatz zu Mitteleuropa nicht aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, sondern engagieren sich weiterhin in sozial-politischen Bereichen, geben der argentinischen Gesellschaft Impulse, die diese formen und weiterentwickeln, wenn auch im Augenblick mit größeren Schwierigkeiten. Und in diesem öffentlichen Prozeß nahm Marie Langer seit 1942 eine sehr bedeutende Rolle ein, einerseits in der Vereinigung als Lehranalytikerin und als aktive Teilhaberin, andrerseits aber auch im Prozeß der Loslösung der Dissident/inn/en im Zuge der internationalen Kongresse von 1969 (Rom) und 1971 (Wien) sowie bei der Infragestellung eben jener Organisationen, die ihr halfen, Sozialprestige, Reichtum und Berühmtheit zu erwerben. Als sie sich 1971 gegen die APA entschied, stellte sie auch ihre eigene dreißigjährige Tätigkeit darin in Frage - doch davon später mehr.

In den obigen Passagen finden sich bereits deutliche Hinweise darauf, warum Marie Langers Karriere auf Grund ihrer Sympathien mit der marxistischen und kommunistischen Bewegung eine durchaus unterschiedliche Entwicklung nehmen mußte, weg von der orthodoxen Institutionspolitik (in Theorie und Praxis blieben viele ihrer Konzepte auf freudscher bzw. kleinianischer Linie) hin zu einer außerinstitutionellen Psychoanalyse.

Wie angepaßt und versteckt Marie Langer in den fünfziger Jahren tatsächlich gearbeitet hatte, zeigt jene Geschichte, die Eduardo Pavlovsky erzählte. Keiner ihrer drei psychoanalytischen Söhne (Armando Bauleo, Eduardo Pavlovsky oder Fernando Ulloa) ahnte am Anfang etwas von ihrem Engagement im Spanischen Bürgerkrieg oder ihrer Mitgliedschaft in der KPÖ, und immer wollten sie sie auf die Seite einer linken Psychoanalyse ziehen. (Pavlovsky 29/10/1992) Jedoch findet sich in einer Aussage Juan Carlos Volnovichs ein deutlicher Hinweis darauf, daß Marie Langer auch während ihrer institutionellen Zeit eine Art Widerstandsgeist beibehielt, der sich darin ausdrückte, daß sie schon damals, als noch niemand von ihrem linken Engagement etwas ahnte, politische Tätigkeit nicht als Therapiewiderstand wertete und ihren Lehranalysand/inn/en deswegen auch nicht den Zugang zur APA erschwerte: In the first time, it was 1965, we spoke about Cuba. It was very anusual, because in this time a training-analyst of the asociation never spoke about politics and less from speaking about Cuba. We spoke about Cuba all the time. I don‘t know why, then I thought I was a fool or mad, because when I wanted to enter to the association I have not to speak about these themes with a training-analyst. But I think I had a anconcious perception of what she was, because nobody knows that she was in the communist party and everybody thought that she was an bourgeoise, a very bougeoise woman, but nobody knows that she had a left past. (Volnovich 5/10/1992)


Nach dem Tod ihres Mannes 1965 und im Zuge der Ereignisse in Vietnam gab sie jedoch ihre verschwiegene Haltung innerhalb der APA auf, bekannte sich zu ihrer marxistisch-kommunistischen Vergangenheit und wandelte sich zu einer der heftigsten Kritikerinnen der psychoanalytischen Institutionspolitik innerhalb der IPV.

Ich glaube, daß es drei zentrale Punkte bzw. Problembereiche innerhalb der institutionellen psychoanalytischen Bewegungen gibt, die Marie Langer 1971, gemeinsam mit 17 anderen argentinischen Analytiker/innen, zum Austritt aus der APA und IPV veranlaßt haben könnten. Erstens wäre die Nicht-Thematisierung der Klassenfrage zu erwähnen, die Verleugnung der sozialen und ökonomischen Realität der Analytiker/innen und ihrer Analysand/inn/en und damit in Verbindung stehend die ökonomische Frage in der Psychoanalyse im allgemeinen; zweitens die rigide Ausbildungspolitik und das System der Kandidat/inn/enauswahl; und drittens die starren, vertikalen Organisationsstrukturen der Vereinigungen, die Ausgrenzungen und damit Dissidenzbewegungen geradezu herausfordern und begünstigen.

Ich möchte mich nun auf den langen Weg Marie Langers konzentrieren, der sie aus den Vereinigungen herausführte und in eine Hinwendung zu einer freien im Gegensatz zur wilden Analyse mündete. Sie mußte also eine Lösung für diese drei Problembereiche finden, wollte sie der Psychoanalyse treu bleiben, ihren Lebensstandard halten und eine Verbindung mit dem Marxismus herstellen. Letztlich mußte jeder ihrer Vermittlungsversuche darauf Rücksicht nehmen, daß auch sie ihren finanziellen Wohlstand aus ihrer Privatpraxis zog, und sie konnte einer Vergesellschaftung des ökonomischen Potentials der analytischen Ausbildung und Therapie über das Steuersystem nur bedingt zustimmen, da es die Psychoanalytiker/innen - und auch sie selbst - zu Angestellten im Gesundheitswesen degradieren würde und ihr eine empfindliche Einbuße von ökonomischer Seite her beschert hätte. Also vollzog sich ihr Loslösungsprozeß von der Vereinigung (1965-1971) bei gleichzeitiger Weiterführung ihrer Privatpraxis, mit der sie sozusagen ihr unentgeltliches Engagement in den Krankenhäusern finanzierte.

Zu dieser Zeit galten die Vereinigungen als die einzigen Institutionen, in denen eine analytische Ausbildung gemacht werden konnte. Für mich als Laien erweckten diese Vereinigungen oft den Eindruck, als wären sie innerhalb der analytischen Bewegung die kleinste Organisationseinheit. Bei näherem Hinsehen zeigt sich jedoch, daß die nationalen Vereinigungen bereits eine Dachorganisation darstellen, die es sich zur Aufgabe machen, die Interessen derjenigen Analytiker/innen zu vertreten, die in den Privatpraxen arbeiten. Also könnte ich sagen, die Vereinigungen erfüllen die Funktion einer Kammerorganisation, die die ökonomischen Interessen und den Wohlstand ihrer Teilhaber/innen sichern soll. Daher ist die Frage des Honorars und seiner Verteidigung von entscheidender Bedeutung.

Da sich die Psychoanalytiker/innen historisch gesehen in ihrem Berufsbild und ihrem Einkommen am Sozialprestige der Ärzteschaft orientierten und orientieren und die Privatpraxis die einzige Institution war (bzw. ist), in der eine Analyse und Lehranalyse gemacht werden konnte, ist die Analyse eng mit der ökonomischen und finanziellen Situation der Analytiker/innen und Analysand/inn/en verbunden - und damit auch mit der Klassenfrage. Da nun die Notwendigkeit besteht, ein sehr hohes ökonomisches Sozialprestige erwirtschaften zu müssen, ist die analytische Familie gezwungen, sich ein theoretisches Konzept auch für die Bezahlungsmodalitäten in der Analyse zu schaffen.

Die Aussage, die vor allem (aber nicht ausschließlich) von Analytiker/innen in orthodoxen Vereinigungen geäußert wird, daß eine Therapie nur dann erfolgreich sein kann, wenn Analysand/inn/en auch dafür bezahlen, und dies vier mal die Woche, stellt eine Rationalisierung der Analytiker/innen dar, die es ihnen ermöglicht, mit einer relativ kleinen Anzahl von Analysand/inn/en voll arbeiten zu können und ist vor allem eng mit der Entstehungsgeschichte der psychoanalytischen Bewegung verbunden: Laß mich zusammenfassen: Wir leben in einer Gesellschaft, in der auf die eine oder andere Weise für erhaltene Dienste bezahlt wird. Auch der Psychoanalytiker soll sich nicht als Mäzen präsentieren oder vorgeben, daß er nicht zu arbeiten und seinen Lebensunterhalt zu verdienen braucht; aber daß die wirtschaftlichen Bedürfnisse des Analytikers zu einer technischen Regel geworden sein sollen, wie das David Liberman betont, oder daß der Patient eine unentgeltliche oder auch nur billige Behandlung nicht schätzt, wie das Freud selber sagt, das ist eine Rationalisierung von Seiten der Analytiker. Über die Höhe der Honorare oder die Unentgeltlichkeit einer Behandlung sollte nach klinischen Gesichtspunkten entschieden werden. (Langer 1986:232)

Der Mythos, daß nur eine bezahlte Analyse Erfolge zeitigen würde, dient aber nicht nur der ökonomischen Absicherung der Analytiker/innen, sondern auch dazu, den Kreis der Analytiker/innen, die sich neu etablieren wollen, klein und elitär zu halten. Denn je teurer eine Analyse bzw. Lehranalyse ist, desto mehr Bevölkerungsgruppen werden von vorneherein von der Ausbildung ferngehalten und diese auf bestimmte sozial-ökonomische Schichten beschränkt. Die wichtige Rolle, die das Geld in der analytischen Situation spielt - und die damit verbundenen Problemkreise - zeigen sich also auf unterschiedliche Weise und sind erst sehr spät zu einem Thema in der analytischen Familie gemacht worden. (Vgl. Cremerius 1984)

Auch in der Ausbildung ist diese Problematik von Beginn an vorhanden, da der Zugang zur Lehranalyse durch ökonomische Hindernisse erschwert wurde, vor allem in den sechziger Jahren, als sich die orthodoxen Analytiker/innen in die Vereinigungen zurückzogen und noch keine alternativen Ausbildungsmöglichkeiten bestanden, die sich erst auf Grund von Spaltungen Ende der sechziger Jahre in der analytischen Bewegung entwickelten.

Der lange Weg heraus aus den Vereinigungen, was für mich die Anerkennung der sozialen Realität in der Psychoanalyse bedeutet, hatte bei Marie Langer vor allem mit dem einsetzenden Prozeß einer zunehmenden Bürokratisierung und einem immer rigider werdenden Ausbildungssystems zu tun, das auf Grund der hohen ökonomischen Kosten, die es für die Ausbildungskandidat/inn/en verursachte, eine Elitenbildung förderte, die zur Spaltung innerhalb der pyramidenförmig organisierten Vereingung führen mußte. Es entstanden innerhalb der APA immer formalisiertere Umgangsformen und als die Situation besonders schwierig wurde, beschloss man, dass nur Aerzte in der APA studieren können. (...) Es war eine schlechte Methode, die Institution durch Bürokratisierung schützen zu wollen. Es hat die Spannungen noch mehr verschärft. (Grosz:20f)

Die Geschlossenheit der Vereinigungen dient also nicht nur dazu, Freuds Lehre rein zu halten, sondern hat auch eine stark ökonomisch-machtpolitische Seite. Denn die Geschlossenheit der Vereinigung und die Praxis der Psychoanalyse auf diese zu beschränken, bringt eine hohe Gewähr dafür, daß die Psychoanalytiker/innen ihre Analysand/inn/en in den Privatpraxen halten können und somit genug Material erhalten bleibt, das die Aufrechterhaltung des finanziellen und sozialen Status der Psychoanalytiker/innen ermöglicht.

Eine wesentliche Aufgabe im beruflichen Sozialisierungsprozeß der Psychoanalytiker/innen erfüllt dabei die sogenannte Lehranalyse (Ausbildungsanalyse). In den meisten Vereinigungen hängt der Eintritt in eine Lehranalyse, der Zeitpunkt ihrer Beendigung, die Aufnahme in die Vereinigung und der Beginn der beruflichen Tätigkeit (Karrierebeginn) vom Urteil ihrer Lehranalytiker/innen ab, die wiederum in Verbindung mit einem Netz von organisatorischen Untereinheiten der Vereinigung stehen, wie z.B. der Ausbildungskommission, die die Richtlinien für die Aufnahmekriterien erstellt. Diese schwanken nicht nur von Institution zu Institution, sondern hängen auch noch von den sehr persönlichen Anschauungen der einzelnen Analytiker und, vor allem, von ihrer bewusst-unbewussten Weltanschauung ab. (Langer 1982:17)

Die auch heute noch gültigen Regeln zur Ausbildung von Analytiker/innen entstanden am Berliner Institut, die eine Lehranalyse, eine Kontrollanalyse unter Supervision und technische Seminare beinhaltet. An sich ist gegen Auswahlkriterien nicht viel einzuwenden, wenn sich die/der Auszubildende während ihrer/seiner Lehranalyse nicht immer in einer Art Examensituation befinden würde, was die für die Analyse notwendige Spontaneität und Ehrlichkeit wohl kaum aufkommen läßt, vor allem, wenn die ideologischen Differenzen zwischen Kandidat/inn/en und Analytiker/innen stark differieren, was sich meist - verhängnisvoller Weise - erst im Laufe einer Analyse herausstellt.
Aus diesem Abhängigkeitsverhältnis, das die Lehranalyse darstellte und darstellt, ergeben sich einige Problemkreise. Zuerst, wie oben schon angesprochen, ein methodisches Problem, denn viele Kandidat/inn/en, die sich in der Examensituation befinden, werden häufig möglichst brav und rasch ihre Lehranalyse erledigen, um sich dann erleichtert endlich mit einem Kollegen, der wenn möglich nicht Lehranalytiker sein soll, erst ‚wirklich’ zu analysieren. (Langer 1982:17)

Ein zweiter sehr wesentlicher Problemkreis ergibt sich aus der engen Verknüpfung der Lehranalyse mit der Institutspolitik. Denn während in normalen Analysen die Patient/innen nach den Übertragungs- und Gegenübertragungsprozessen am Ende der Analyse wieder aus dem Leben der Analytiker/innen verschwinden, somit der zurückgebliebene Rest an Ressentiments und infantilen Wünschen zwischen den beiden keine große Rolle mehr spielt, treten die Kandidat/inn/en jedoch in die Vereinigung ein und betätigen sich in dem vielfältigen Institutsleben, das durchaus auch auf einer sehr politisch-ideologisierten Ebene abläuft. Und an dieser Stelle beginnt der Verführungscharakter der Macht wieder eine Rolle zu spielen: Aber gerade das ist in der Lehranalyse nicht der Fall, und gerade das verführt uns oft dazu, genauso wie es Freud mit seinen Schülern ging, die idealisierende Uebertragung aufrecht zu erhalten. Denn die Stimmen, die wir brauchen, um etwa Präsident der Vereinigung oder Direktor des Institutes zu werden, sind die unserer Exanalysanden. Gleichzeitig hängt unser Prestige von der Anzahl guter, institutstreuer Kollegen ab, die wir analysiert haben. Ein verbitterter Kandidat warf mir einmal vor, dass wir unsere Lehranalysanden aussuchten und trainierten, wie ein Rennstallbesitzer seine Pferde. Er versucht möglichst viele zukünftige Preisträger zu bekommen. (Langer 1982:18)

Der dritte und wohl kaum weniger wichtige Problemkreis liegt auf der theoretisch-ideologischen Ebene und betrifft die unterschiedlichen Vorstellungen, die sich Analytiker/innen vom Heilungsziel und -erfolg einer Analyse machen. Marie Langer stellte in ihrer langjährigen Tätigkeit als Lehranalytikerin fest, daß nahezu bei allen Kandidat/inn/en in ihrer Familien- oder Lebensgeschichte ein psychisch leidender Mensch zu finden war, den sie heilen wollten. In den meisten Fällen sind zusätzlich unbewußte Schuldgefühle am Werk, wodurch sich in der Analyse, durch die fortwährende Manipulation von unbewußtem Material, einige Konflikte ergeben können, wenn die Patient/innen zum Objekt der früheren Heilungswünsche der Analytiker/innen werden: Es sind also unsere unbewussten Schuldgefühle, die uns dazu führen, andere wiedergutmachen zu müssen. So wird der analytische Beruf leicht zu einem messianischen, da wir uns schliesslich verpflichtet fühlen, andere und dadurch auch uns gesund und glücklich zu machen. So gehen wir in utopischer halb bewusster, halb unbewusster Phantasie an die Analyse heran und merken erst mit der Zeit, dass vieles, was wir von ihr erwartet haben, nicht erreichbar ist. (Langer 1982:19)

In der Lehranalyse vollzieht sich eine Art Entmystifizierung, was die Heilungsmöglichkeiten und -grenzen einer Analyse betrifft, und so fühlt sich die/der eben in die berufliche Arbeit entlassene Analytiker/in seinen Patienten gegenüber als Hochstapler. (Langer 1982:19) Dieses Gefühl der Hochstapelei wird noch dadurch gefördert, daß der Heilungserfolg keine meßbare Qualität besitzt wie bei naturwissenschaftlichen Erkenntnisprozessen, wodurch das theoretische Konzept der Psychoanalyse mit den subjektiven Erfahrungswerten der Analytiker/innen kollidiert. Und was noch viel schlimmere Auswirkungen haben kann, ist, sie/er muß auch die Unzulänglichkeit ihrer/seiner Lehranalytiker/innen anerkennen, die er/sie nach Eintritt in die Vereinigung nun in der freundschaftlich-beruflichen Atmosphäre des Institutsalltags erlebt - als einen Menschen mit Schwächen und Fehlern: In dem Ausmass, in dem der Kandidat Analytiker wird und so auch Kollege seines Lehranalytikers, wächst seine Enttäuschung. (...) Er ist also nicht perfekt, noch glücklich, und das ist schlimm, denn dann wird er, der ehemalige Kandidat, es auch nicht werden. (...) So verdrängt er seine Enttäuschung so gut er kann, hält weiter an seiner idealisierenden Uebertragung fest, die aber jetzt schon die ganze Gruppe früherer Kandidaten, die seine ‚Brüder’ sind umfasst. Sie alle stammen ja von demselben Lehranalytiker ab, der seinerseits häufig aus ‚väterlicher’ Gegenübertragungsliebe und aus narzistischem Bedürfnis, seine ‚Kinder’ idealisiert. Die eigene Gruppe ist also unschuldig an der Enttäuschung und so werden die Jünger eines anderen Lehranalytikers zu Schuldigen und zum Sündenbock, natürlich zusammen mit ihrem Meister. (...) So führt die eigene Enttäuschung, das Versagen der messianischen Mission, aber auch die Unmöglichkeit, auf die Idealisierung der Analyse und der eigenen Gruppe zu verzichten, weil die idealisierende Uebertragung nie aufgelöst, sondern sogar stets im Kampf um die Macht verstärkt wurde, zur Notwendigkeit, einen Sündenbock zu finden, um das ständig steigende Unbehagen in der Vereinigung zu erklären. So projiziert man alle unbewusste Schuld in die Gegengruppe und gelangt früher oder später zu einer Spaltung. (Langer 1982:19-20)

Mit dieser Beschreibung versucht Marie Langer nicht nur die Probleme innerhalb der lehranalytischen Situation und den daraus resultierenden Auswirkungen auf die Vereinigung zu zeigen, sondern entwickelt auch ein Erklärungsmodell für jene Spaltungstendenzen, die in der argentinischen Vereinigung seit Mitte der sechziger Jahre bestanden. Die Lehranalyse in Verbindung mit rigiden Auswahlkriterien in der Ausbildung, die von den Vereinigungen nahezu monopolisiert wurden, ergab einen Konfliktstoff, der im Zuge der antiinstitutionellen Bewegungen Ende der sechziger Jahre schließlich zu einer Konfrontation zwischen Kandidat/inn/en und Funktionär/inn/e/n führen mußte.

Jener Kampf, der sich mit dem Mai 68 in der Student/inn/enbewegung auf den französischen Straßen vollzog, hatte auch eine Entsprechung ein Jahr später in Argentinien im sogenannten Cordobazo, wo Arbeiter/innen und Student/inn/en sich für ihre Forderungen und gegen die diktatorischen Vorgänge im Land die Straßen eroberten. Die Ereignisse in Cordoba und die repressive Antwort der Staatsgewalt blieb auch nicht ohne Auswirkungen auf die APA, da sie sich mit den Aufständischen solidarisierte. In dieser Zeit, im Juli 1969, fand der 26. IPK in Rom statt, der zu einer der einschneidendsten Veränderungen in der neueren Geschichte der psychoanalytischen Bewegung führen sollte. Im Gegensatz zu den Europäer/innen kamen die Argentinier/innen nicht aus einer Student/inn/enbewegung, sondern aus einem aufgewühlten Land, in dem die Militärmacht immer schwächer wurde gegen das aufständische Volk. Und es sah so aus, als ob dieses Volk gewinnen würde. Das Zusammentreffen der oppositionellen Gruppen (...) gipfelte in der Gründung der Internationalen Plattform, bei Berthold Rothschild in Zürich. Es waren psychoanalytische Gruppen aus Italien, Frankreich, Deutschland, England und der Schweiz, mit den Argentiniern, die sich eine ‚Plattform’ schufen für eine Bewegung, die unerwartete Entwicklungen nach sich ziehen würde. (Grosz: 22f)

Die argentinischen Psychoanalytiker/innen können also kaum als die treibenden Kräfte in der Vorbereitung jenes Gegenkongresses gesehen werden, der jene öffentliche Breitenwirkung erreichte, die eine neue psychoanalytische Generation braucht, jenes Interesse erweckte, das ihre Forderungen als gerecht und notwendig erscheinen ließ. Es gab ausgehend vom Psychoanalytischen Seminar Zürich (PSZ) - die Schweizer Gesellschaft war traditionell liberaler und toleranter eingestellt - Treffen von Kandidat/inn/en aus ganz Europa, die sich zusammenschlossen, um eine Resolution für eine gleichberechtigte Einbindung der Kandidat/inn/en in die Entscheidungsfindungsprozesse innerhalb der psychoanalytischen Institutionen und Kongresse zu verfassen, die dieser Forderung Nachdruck verleihen sollte, da auf Kongressen die Auszubildenden nur am Rande zugelassen und also auch auf internationaler Ebene von den Machtpositionen ferngehalten waren und so nicht über ihre eigene Zukunft mitentscheiden konnten.

In den Diskussionen wurden die Ausbildungsbedingungen und das Wissenschaftsverständnis der IPA als kamoufliertes Machtinstrument im Dienste der Herrschaft entlarvt und denunziert. (Rothschild 1991:9) Die jüngeren Analytiker/innen gaben sich also längst nicht mehr nur mit einem Angriff auf die nationalen Organisationen zufrieden, sondern starteten einen Großangriff auf die IPV, was durchaus dem Zeitgeist entsprach. Es wurde beschlossen, während des 26. IPK, der unter dem zeitgeistigen Motto von Protest und Revolution stand, eine Art Gegenkongreß abzuhalten, der sich mit all jenen kritischen Fragestellungen befassen sollte, die im thematischen Zusammenhang von den etablierten analytischen Funktionär/inn/e/n nicht gestellt werden würden. Wie grundlegend die analytische Familie in Frage gestellt wurde, zeigt das Motto, das einem Arbeitspapier der Vorbereitungsgruppe, die sich Plattform, Studiengruppen europäischer Psychoanalytiker nannte, vorangestellt wurde.

Die Psychoanalyse ist in Ordnung!
Meinen sie das auch?
Dann lassen sie sich analysieren.

Die psychoanalytische Gesellschaft ist in Ordnung!
Meinen sie das auch?
Dann machen sie ein weiteres Stück Analyse.

Die psychoanalytische Ausbildung ist in Ordnung!
Meinen sie das auch?
Dann erst recht und noch weiter Analyse.
(Plattform 1969)

Der Gegenkongreß fand nicht weit von der offiziellen Tagung statt und erregte ein unglaubliches Medieninteresse, das eine Euphorisierung der Teilnehmer/innen und eine weitere Internationalisierung der Plattform (in Argentinien plataforma) ermöglichte. Jedoch nach dem Kongreß kehrte wieder der Alltag ein, und es blieben wenige aktive Teilnehmer/innen bei der Gruppe, denn viele sahen sich beim Heimkommen wieder mit den strengen Regeln der psan. Abstinenz und ‚Neutralität’ an ihren Instituten konfrontiert, und sie wurden wieder ‚brav’. (Rothschild 1991:9) Nur in der Schweiz (Zürich), Italien (Bologna, Genua, Mailand) und Argentinien (Buenos Aires) folgte den ersten Versammlungen in Rom eine Aufbruchsstimmung der linken, dissidenten Psychoanalytiker/innen, die auch zu praktischen Auswirkungen führten. In diesen Ländern herrschten, wenn auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten, politische und theoretische Auseinandersetzungen, die eine stärkere Polarisierung zwischen den Konfliktparteien förderten. Marie Langers Position war vor allem im Prozeß der Abkoppelung von der offiziellen Vereinigung in Argentinien von großer Bedeutung, denn sie gehörte 1969 noch zu den etablierten, wenn auch linken Lehranalytiker/innen. Als solche besuchte sie den Gegenkongreß, verfolgte sehr interessiert die Diskussionen und wurde dann innerhalb von plataforma, der sie nach 1971 angehörte, zu einer wichtigen Integrationsfigur.

Die Entwicklung in Argentinien von 1969 bis 1971, dem Zeitpunkt des 27. IPK in Wien, war von starken Auseinandersetzungen in der Vereinigung und Austrittsdiskussionen innerhalb der dissidenzwilligen Analytiker/innen von plataforma gekennzeichnet. Und wieder ist in Argentinien eine Aufbruchsstimmung zu spüren, denn nach der Diktatur von Onganía beginnt sich das politische System spürbar zu öffnen, und die neue psychoanalytische Gruppe trifft auf ein offeneres und liberales System, das ihre Ideen bereitwillig aufnimmt und unterstützt, um so mehr als die Psychoanalyse mittlerweile fest integrierter Bestandteil der argentinischen Gesellschaft geworden war. Die Aktivitäten von plataforma intensivieren und vermehren sich, auch die personellen Ressourcen erweitern sich durch den starken Zulauf, dessen sich die Gruppe erfreute, denn als die Plattformgruppe nach Argentinien zurückkommt, ist sie gestärkt. Ihre Aktivitäten vermehren sich und werden jetzt deutlich. Es werden nun offene Seminare in der Escuela gehalten und man arbeitet mit den Laienanlytikern zusammen. Man gibt auch der Schule von Pichon Riviere (...) viel mehr Unterstützung. (...) Man unterrichtet nicht nur Psychoanalyse, sondern spricht offen über die Relation Psychoanalyse und Marxismus. (Grosz:23)

Und dann kam der 27. IPK in Wien 1971, der für Marie Langer der letzte große internationale Auftritt in der psychoanalytischen Familie werden und für plataforma, zu der sie sich offiziell bekannte, eine entscheidende Veränderung und Dynamik bringen sollte. Wien hat seit der Rückkehr ihrer Mutter, Mitte der sechziger Jahre, einen fixen Platz in Marie Langers Reiseprogramm, und sie fühlte sich durchaus wohl in ihrer früheren Heimatstadt. Und auch zum 27. IPK fuhr sie mit viel Hoffnung, nach den aufbauenden Ereignissen in Argentinien, doch muß ihr schon vorher insgeheim klar gewesen sein, daß dies ihr letzter Kongreß sein würde, denn ihr Referat war keine Kampfansage mehr an die IPV und APA, sondern ein Resumeé einer bereits seit Freuds Zeiten dauerenden Auseinandersetzung mit der analytischen Familie, die irgendwann zu einem Bruch mit der offiziellen Vereinigung führen mußte. (Langer 1986:143)

Ihr Vortrag psicoanálisis y/o revolución social, der übrigens nie von den offiziellen Organen der IPV gedruckt wurde, gehört für mich zu einem ihrer wichtigsten Texte, weil er nicht nur auf die damals gegenwärtige Situation eingeht, sondern eben auch eine historische Argumentation liefert und dabei gleichzeitig die nationalsozialistische Vergangenheit der Psychoanalyse thematisiert. Der Kongreß stand unter dem Motto Geschichte der Psychoanalyse und sollte der Psychoanalyse nach all den Problemen in Rom neue Impulse bringen. Doch in Wahrheit vertiefte sich die Kluft zwischen der IPV und den dissidenten Gruppen. (Langer 1986:141-147)

Der Vortrag Marie Langers beginnt mit einer Replik auf die Haltung der Psychoanalytiker/innen während des Nationalsozialismus, was zur damaligen Zeit eine ungewöhnliche Vorgangsweise war: meine lehranalyse begann einige monate später, ich hörte auf, freud zu lesen, weil dies am beginn der therapie kontraindiziert war; es verstärkte die widerstände, aus diesem grund erfuhr ich nichts von freuds vehementer polemik in der ‚zukunft einer illusion’ (1932), die bereits ‚einer kriegserklärung an die sowjetunion’ gleichkam. Wenn man sie heute liest, fragt man sich, ob das ganze nicht eine ‚verschiebung’ war: aus furcht und wunschdenken ein schwerer angriff auf den kommunismus, anstelle einer kriegserklärung gegen den faschismus, den eigentlichen feind. (Langer 1971:39)

Sie bezieht sich auch auf die von Ernst Federn aufgestellte Abstinenzregel, nach der die Analytiker/innen keinen Kontakt zu illegalen Parteien haben durften, um die Analysand/inn/en nicht zu gefährden, und stellte damit klar, daß sie schon damals verstanden habe, daß man zwischen psychoanalyse und revolution zu wählen hatte. (Langer 1971:40) Danach kommt sie auf die gänzlich konträre Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren in Argentinien zu sprechen und stellt fest, daß für sie eine Wahl nicht automatisch die Konzentration auf nur ein theoretisches Konzept bedeuten muß: von dieser zeit an nahm eine beträchtliche anzahl von analytikern zu sozialen fragen eine neue und offene haltung ein. vielen von uns ist es klar geworden, daß psychoanalyse einerseits, marxismus und revolution andererseits einander nicht ausschließen: unsere phobie vor der welt außerhalb unserer institution ist im abnehmen begriffen. (Langer 1971:40)

Doch sie bleibt nicht bei der historischen Analyse stehen, sondern greift nun die Psychoanalytiker/innen der orthodoxen Institutspolitik frontal an, indem sie auf die gegenwärtige, stark ideologisierte Praxis der Psychoanalytiker/innen eingeht und eine Lanze für die Student/inn/enbewgung bricht, deren politische Zielrichtung sie erkennt und bereit ist mitzutragen: aber wenn wir das nein zur gegenwärtigen amerikanischen gesellschaft nur als ausdruck ‚ungelöster feindseligkeiten gegen vaterfiguren’ oder den protest gegen den vietnamkrieg als ‚übertragung’ interpretieren, berauben wir uns der gesamten sozialen dimension. Wird jede gesellschaftskritik oder jede politische praxis auf ‚widerstände’ zurückgeführt, so wird der analytiker in wirklichkeit zum komplizen des establishments. er paßt dann die patienten an - in der schlechtesten bedeutung dieses wortes. in der vergangenheit verankert, rationalisiert der analytiker seine position, um sich der privilegien erfreuen zu können, die ihm die etablierte gesellschaftsordnung anbietet. (Langer 1971:41)

Das Problem von seelischer Gesundheit ist für Marie Langer also ein ideologisches Problem und die Analytiker/innen können sich nicht aus der eigenen ideologischen Haltung und einer bewußten Übernahme der Verantwortung davonstehlen, indem sie sich in der analytischen Situation für neutral erklären. Und sie bleibt auch nicht bei dieser Analyse und Kritik stehen, sondern fordert die Psychoanalytiker/innen explizit zum Engagement auf, wodurch sie sich in Widerspruch zu allen geltenden Regeln innerhalb der IPV setzt. Marie Langer forderte, daß die Psychoanalytiker/innen sich mit der sozialen Realität, die sie und ihr Analysand/inn/en formt und bildet, auseinandersetzen sollen, weil sie letztlich im Leugnen dieser Realität einen viel größeren Schaden für die Psychoanalyse sieht als im Verstoß gegen die Abstinenzregel: eine reihe von interdisziplinären arbeitsgruppen von marxisten und psychoanalytikern sind derzeit in tätigkeit. es gibt andere gruppen, die sich speziell dem studium des themas ‚psychoanalyse und soziale krise‘ widmen. eine sorgfältige untersuchung dieser beziehung steht dafür. wenn wir uns darauf beschränken, die soziale krise nur in form des (psychischen) ‚widerstands‘ zu betrachten und uns weiterhin nach der vergangenheit sehnen, weil die gegenwart uns beunruhigt, werden wir die fehler der dreißiger jahre wiederholen, und zweifellos würde das unserer wissenschaft schweren schaden zufügen. (...) um den bestand unserer wissenschaft in der neuen gesellschaft zu sichern, die vor der tür steht, und um mit unserem psychologischen wissen zum allgemeinen fortschritt, der alle ebenen erfassen wird, beizutragen, müssen wir handeln. dieses mal werden wir weder die psychoanalyse noch den marxismus preisgeben. (Langer 1971:42)

Während in der APA noch darüber gerätselt wurde, wie mit der plataforma umgegangen werden soll, war Marie Langer längst vom sinkenden Schiff abgesprungen und wendete sich der neuen Zeit zu, die ihrer Meinung nach vor der Tür stand, um eine neue, für sie authentischere Haltung gegenüber der Psychoanalyse und den sozialen Problemen in ihrem eigenen Land zu finden. Die Forderung an die IPV, all ihre Privilegien, all ihre schützenden Mauern aufzugeben, mußte zu ablehnenden Reaktionen führen. Wie schon im biographischen Teil angeführt, verlor Marie Langer viele ehemalige Freund/inn/e/n in der IPV, aber sie wurde durch ihren Vortrag auch von den institutionellen Fesseln befreit, was ihr eine freiere Ausübung der Psychoanalyse ermöglichte. Das Referat psicanálisis y/o revolución social brachte ihr nicht nur in Argentinien innerhalb der Dissidentengruppe hohes Ansehen, sondern hatte auch auf die europäische (schweizer und deutsche) linke Psychoanalyse große Wirkung. Schon kurz nach dem Kongreß in Wien trat Marie Langer gemeinsam mit 17 anderen Analytiker/innen aus der APA und IPV aus. Die Austrittserklärung wurde von fast allen Presseorganen publiziert. Gleichzeitig mit plataforma trat die Gruppe documento aus der Vereinigung aus, die aber eher im Schatten der Plattform blieb. (Grosz:28)

Und nun begann für Marie Langer jene Tätigkeit, die mich glauben macht, daß sie vielleicht zum einzigen Mal in ihrem Leben wirklich identisch mit ihren eigenen Forderungen war, die wie folgt lauteten: Auflösung der Klassenwidersprüche, Aufhebung der Hierarchien und Auseinandersetzung mit der sozialen Realität der Analysand/inn/en in der therapeutischen Arbeit. In der Gruppe plataforma stellte sie eine Integrationsfigur dar, zwischen den manchmal sehr weit auseinanderliegenden linken Positionen, die vom Linksperonismus, Sozialismus, Trotzkismus, Maoismus bis hin zum Anarchismus reichten. (Volnovich 9/11/1992) Gleichzeitig beteiligte sie sich an zahlreichen Publikationen, wie z.B. Cuestionamos, jener Reihe, die sich um die theoretische Vermittlung von Psychoanalyse und Marxismus kümmern sollte. Sie arbeitete aber auch an der Universität, gab Vorlesungen und Seminare und gründete gemeinsam mit anderen das Institut Centro de Docencia e Investigación (CDI) und übernahm die Präsidentschaft in der Federación Argentina de Psiquiatras (FAP).

Bald war aber auch plataforma, auf Grund des großen Erfolges ihrer Arbeit und dem daraus resultierenden Zustrom von Analytiker/innen, mit der Ausbildungsfrage und der Bildung hierarchischer Strukturen konfrontiert. Die Gruppe beschloß, da sie keinen Ausweg aus der institutionellen Misere fand, sich wieder aufzulösen, um nicht in dieselbe Falle zu tappen wie jene Lehranalytiker/innen in der APA und IPV. (Volnovich 9/11/1992) Plataforma endete aber nicht plötzlich, sondern erfüllte auch nach ihrer offiziellen Auflösung noch ihre Funktion als Netz für eine lockere Organisierung von linken Psychoanalytiker/inne/n in Lateinamerika und Europa.

Innerhalb dieses Prozesses der Loslösung von der Vereinigung fand jene Arbeit statt, die wohl international die größte Beachtung gefunden hat: das argentinische Experiment. Marie Langer versuchte gemeinsam mit anderen in Gruppenarbeiten ihre Utopien und die soziale Realität zum ersten Mal bewußt in ihre analytische Arbeit einzubringen. Auf dieses Experiment, das innerhalb der therapeutischen und theoretischen Diskussion eine positive Innovation darstellt, möchte ich im folgenden Kapitel näher eingehen.

Marie Langers größter Verdienst im Zusammenhang mit dem Institutionalisierungs- und Deinstitutionalisierungsprozeß der Psychoanalyse, besteht vielleicht gerade darin, zu beweisen, daß Psychoanalyse vor allem dort zur ideologischen Waffe wird, wo das Interesse an Macht- und Institutionspolitik und die Verleugnung der eigenen Begrenztheit wichtiger ist als ihre emanzipatorischen Möglichkeiten für weite Teile der Bevölkerung nutzbar zu machen. Dieser Nutzen der Psychoanalyse ist aber nicht gegeben, da die psychoanalytischen Gesellschaften (...) sich paradoxerweise einer Reihe von tiefgreifenden Entwicklungen entfremdet haben, die gerade als Auswirkung der Psychoanalyse in der heutigen Gesellschaft in Gang gekommen sind. (Plattform 1969)
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eingestellt: 15.6.2020 | zuletzt aktualisiert: 18.7.2020
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