literaturgeschichten | chronos | kommentar | publikationen | index | downloads | impressum


Skizze 21.031.962


Jede und jeder von uns erlebt irgendwann einmal diesen Schock des Dazugekommenseins. Und dieser ontologische Schock ist die erste und letzte narzistische Kränkung, die wir als aufgeklärte und moderne Menschen irgendwann einmal in unserem Leben zu bearbeiten haben. Gegen dieses in die Welt geworfen sein können wir uns nicht zur Wehr setzen, dagegen gibt es keine Revolte, außer den Freitod, doch dieser trifft niemanden, beendet lediglich unseren Urlaub vom Nichts, denn die Welt dreht sich ohne uns weiter.

Wir sind dem Geworfensein also durch den Akt der Zeugung ausgeliefert, ob diese nun im Reagenzglas oder im Uterus oder wo auch immer stattfindet. Wir werden in die Welt gezwungen. Die Freiheit beginnt immer erst danach, im Geworfensein. Der Akt der Zeugung ist ein Akt der Unfreiheit für den Menschen, erst durch die Geburt werden wir frei. Erst dann wird Revolte für den modernen Menschen zum Sinn, zur Daseinsberechtigung, zur Nagelprobe der Freiheit, die uns durch Nietzsches Satz: Gott ist tot, verliehen wurde.

Durch die Revolte treten wir aus dem mythologischen Urschlamm der gottgewollten Ordnung hervor und machen uns zu freien, bürgerlichen Individuen.

Denken wir.


eingestellt am: 19.7.2019 | zuletzt aktualisiert: 19.7.2019
index: [a] | [b] | [c] | [d] | [e] | [f] | [g] | [h] | [i] | [j] | [k] | [l] | [m] | [n] | [o] | [p] | [q] | [r] | [s] | [t] | [u] | [v] | [w] | [x] | [y] | [z]


literaturgeschichten | chronos | kommentar | publikationen | index | downloads | impressum