literaturgeschichten | chronos | kommentar | publikationen | index | downloads | impressum |
Gedanke | Kafka Odradek
in den letzten monaten nicht nur kafka gelsen sondern auch interpretationen zu seinen texten. ich denke franz kafkas texte sollten als abbild der realität gelesen werden. wer kafka als rätsel auffasst das es zu enträtseln gilt wird sich tief in metaphorischen auslegungsdiskursen verstricken. klar geworden ist mir dies am text die sorge des hausvaters. eine erzählung die seltsam unergründlich scheint. und wahrscheinlich ist sie das auch. aber wenn wir das haus in dem odradek lebt als die welt nehmen so lebt odradek als individuum in der welt. niemand jedoch weiß so recht was es oder wer er ist. auch seine herkunft ist unbekannt. aber eines scheint gewiss. es ist wie das leben selbst. Kafka schreibt dazu: das ganze erscheint zwar sinnlos aber in seiner art abgeschlossen. das leben ist sinnlos aber immer abgeschlossen. odradek aber scheint so gar nicht von dieser welt zu sein und doch wie selbstverständlich in dieser welt | in diesem haus zu wohnen – von dem der erzähler uns berichtet. kein anderer autor hat die fremdheit des ichs gegenüber der welt und die fremdheit der welt gegenüber dem ich so deutlich ausgedrückt wie franz kafka. auf die frage wo er denn wohne antwortet odradek: unbestimmter wohnsitz. der mensch hat heute keinen wohnsitz mehr. er ist gemeldet. an einer adresse. aber heimat und wohnsitz? und dann die frage nach der sterblichkeit von odradek. der erzähler ist von wehmut geplagt wenn er daran denkt dass ordradek vielleicht noch existieren könnte wenn seine kindeskinder im haus spielen würden. die fremdheit der welt geht also immer weiter. lässt sich nicht mit wissen durch eigenes auffüllen oder beseitigen. und der erzähler verknüpft die frage nach sterblichkeit mit einer vorstellung dass der mensch ein ziel haben müsste: alles was stirbt hat vorher eine art ziel eine art tätigkeit gehabt und daran hat er sich zerrieben. odradek scheint sich genau diesem abnutzungsprozess zu entziehen. nur wer in der welt ist kann zerrieben werden. wer in ihr fremd ist bleibt von ihr unbehelligt und die welt von ihm unbehelligt. das ist aber im auge des hausvaters ein vollständig sinnloser und eigentlich unmöglicher zustand. so ist odradek etwas das zwar existiert aber in seiner fremdheit gar nicht existent sein dürfte.
eingestellt am: 15.6.2017 | zuletzt aktualisiert: 15.6.2017
index: [a] |
[b] |
[c] |
[d] |
[e] |
[f] |
[g] |
[h] |
[i] |
[j] |
[k] |
[l] |
[m] |
[n] |
[o] |
[p] |
[q] |
[r] |
[s] |
[t] |
[u] |
[v] |
[w] |
[x] |
[y] |
[z]
literaturgeschichten | chronos | kommentar | publikationen | index | downloads | impressum