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Gedanke | Essay
Der Essay war und ist jene literarische Form, die an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Philosophie, Kunst und Kultur sowie Gesellschaft und Politik angesiedelt und insgesamt von einer besonderen, persönlichen Verfasstheit und Haltung geprägt ist; der Essay versetzt uns in die erfreuliche Lage, literarisches Erzählen und wissenschaftliche Darstellung, philosophisches Denken und politisches Argumentieren in förderlicher und fordernder Weise zu verbinden. Im Essay lässt sich die inhaltliche Vielfalt, die durch kontinuierliche Gespräche und beständigen Diskurs zustande kommt, angemessen zum Ausdruck bringen.
"Die Aktualität des Essays ist die des Anachronistischen. Die Stunde ist ihm ungünstiger als je. Er wird zerrieben zwischen einer organisierten Wissenschaft, in der alle sich anmaßen, alle und alles zu kontrollieren, und die, was nicht auf den Consens zugeschnitten ist, mit dem scheinheiligen Lob des Intuitiven oder Anregenden aussperrt; und einer Philosophie, die mit dem leeren und abstraktem Rest dessen vorlieb nimmt, was der Wissenschaftsbetrieb noch nicht besetzte und was ihr eben dadurch Objekt von Betriebsamkeit zweiten Grades wird. [...] Darum ist das innerste Formgesetz des Essays zur Ketzerei. An der Sache wird durch Verstoß gegen die Orthodoxie des Gedankens sichtbar, was unsichtbar zu halten insgeheim deren objektiven Zweck ausmacht."
[Theodor W. Adorno: Der Essay als Form. In: Philosophie und Gesellschaft. Fünf Essays. Stuttgart: Reclam 1984, S.31-32.]
autor: raimund bahr | eingestellt: 19.5.2016 | zuletzt aktualisiert: 6.1.2018
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