Die Fahrt durch den Tag glich mehr einem Gleiten und beim Betreten des Geschäftes überraschte ihn die Fülle der Waren, ihre Gleichartigkeit bei höchstmöglicher Differenz und doch gleichem Nutzen. Ein nicht versiegender Strom von Produktion und Konsumation, der dem Kreislauf des Lebens entsprach. Nahm er zwei Produkte mit, wuchsen zwei nach. Nahm er zehn, wuchsen zehn nach. Nahm er alle, standen Tage später formgleiche Packungen im Regal, dasselbe Gebinde, die gleiche Farbe. Selbst die Schrift glich der Schrift aus früheren Tagen. Kopie und Original zugleich. Wurden die gleichartigen Packungen jedoch aus ihrem Umfeld gelöst und nach Hause getragen, erschienen sie nicht mehr als Abbild, sondern als einzigartige Urform, geschaffen, um alleine ihn glücklich zu machen. Wie im Märchen vom Schlaraffenland, wo alles im Überfluss vorhanden war, wo in den Flüssen Milch und Honig floss und die Häuser aus Kuchen gebaut waren und in den Gärten lagen keine Steine auf den Wegen, sondern Käseplatten, Müßiggang galt als Tugend und Arbeit und Fleiß als Sünde. Ein Land nach seinem Geschmack und er als sein Einwohner wäre dem Ideal dieser Utopie sehr nahe gekommen. Und jeder durfte auf seine Weise glücklich werden, nicht weil die Menschen sich von einander unterschieden, sondern weil ihr einziges Begehren darin bestand, die Überfülle anzunehmen und darin zu nisten, wie ein Adler in seinem Nest, unantastbar. Damit war ein jeder in seinem Bestreben das ihn Umgebende anzunehmen, zu verzehren und zu gebrauchen, ein Gleicher unter Gleichen.
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