Auf der Schuhkommode lag seine Geldbörse neben dem Schlüsselbund. Jeder Schlüssel eine eigene Farbkennung. Daneben die Brille. Der Hut hing an der Kleiderablage. Darunter an einem kleinen solitären Haken, der in das untere Ende des Holzes geschraubt war, ein Schuhlöffel. Lang genug, um sich das Bücken zu ersparen. Die Schuhe auf einer Abtropftasse. Zwei Paar. Der Jahreszeit entsprechend. Sandalen und Halbschuhe. Es war der erste Winter, den er ohne Winterstiefel durchlebte. Kein Schnee. Kälte nur nachts, also zu der Zeit, in der er in den warmen Berührungen seiner Frau geborgen lag. Keine langen Spaziergänge durch frisch gefallene Kristalle. Keine Neumondnächte bei klirrender Kälte, in denen Sterne so klar und hell wie in keiner anderen Nacht leuchteten.
Der Winter war ihm zuwider. Zu kalt. Rau. Lichtlos. Nun war es endlich Sommer geworden. Ein April wie ein Mai. Sonne an jedem einzelnen Tag. Eine leichte Hitze, nicht träge wie im Sommer, sondern heiter wie im Juni. Deshalb entschied er sich, beim Einkauf die Halbschuhe zu tragen. Keine Slipper. Immer mit Schnürsenkel. So konnte er die Form und die Enge selbst an seinen Fuß anpassen. Passte beinahe zu jeder Garderobe. Strahlte Eleganz aus, ohne übertrieben zu wirken. Zeitlos. Er schlüpfte mit Hilfe des Schuhlöffels in die Schuhe, warf sich eine leichte Jacke über und verließ das Haus. Die Tür fiel mit einem leichten Klickgeräusch ins Schloss. Die Luft empfing ihn trocken und warm, versprach ihm einen weiteren heißen, südwindigen Frühsommertag.
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