saß mit meinem herrn bürgermeister auf einer lauschigen bank neben dem rudi nierlich denkmal. wir kamen ins plaudern. über visionäre großprojekte. über die zukunft der gemeinde. mein bürgermeister sagte: wir brauchen große hotels sonst werden wir in st. wolfgang verhungern. dieser satz schwang in mir nach. erst beim zweiten nachklang wurde mir seine obszönität klar. der bürgermeister schien nicht irritiert über die plötzliche distanz die sich zwischen uns legte. weiß dieser mann was hunger bedeutet? in afrika hungern kinder. jedes jahr sterben zwanzig millionen an hunger oder an den folgen des hungers. in st. wolfgang wird niemand verhungern wenn wir auf weitere großprojekte verzichten. die gesellschaftspolitische haltung die hinter diesem satz steht zeugt nicht nur von gedankenlosigkeit sondern auch von unvorstellbarer profitgier. in meiner gemeinde herrscht der geist der moderne: größer. schneller. reicher. unbarmherziger.
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