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20.240.526:0.916
Ihre Mutter hat keine Begabung für den Müßiggang. Immer ist sie in Bewegung. Auch jetzt noch, da der Krebs sich seinen Weg durch ihren Körper bahnt, alles auffrisst, was von ihr übrig ist. Ihre Mutter kann keinen selbstgesetzten Arbeitsauftrag liegen lassen. Aufschieben ist nicht ihre Sache. Vielleicht liegt es daran, dass sich an einen aufgesparten Arbeitsauftrag neue Arbeitsaufträge anlegen, wie sich an Wintertagen auf den nicht von Schnee gereinigten Wege neuer Schnee anlegt und der darunter liegende zu hartem Eis erstarrt, bis es kein Fortkommen mehr gibt. [zum Eintrag]

20.240.520:0.954
In Schmid-Denglers Bruchlinien geblättert. Dort schreibt er: Tatsache ist, daß die österreichischen Schriftsteller oft erst auf dem Umweg über die Rezeption in Deutschland auch in Österreich wahrgenommen werden. Nun das mag ja für die Autoren der sechziger Jahre gelten. Schon für Handke, Bernhard und Jellinek gilt dies nur noch in eingeschränktem Ausmaß. Sofern mich mein Erinnerungsvermögen nicht trügt, hat Claus Peymann in seiner Burgtheaterintendanz dafür gesorgt, dass Handke, Bernhard und Jellinek, und später auch noch andere, Stückaufträge bekamen und so in Österreich Bekanntheit erlangen konnten. [zum Eintrag]

20.240.519:0.840
Schreiben ist nicht nur ein einsames Geschäft, sondern auch ein antizipatorisches, denn er setzt einen Glauben voraus, dass, irgendwann in ferner Zukunft, so etwas wie ein Text entstehen wird. Das ist oft frustrierend, da das Schreiben, selbst wenn einer, so wie ich, ein schneller Schreiber ist, einer, der Seite um Seite schreibt, täglich seine Arbeit verrichtet, niemals an einem Tag mit einem Buch fertig werden kann. [zum Eintrag]

20.240.508:1.645
Es gibt einen wunderlichen Spruch: Das Hemd ist dem Menschen näher als der Rock. Das wurde mir diese Woche wieder einmal von berufener Stelle mitgeteilt und dass man im Leben doch nach dieser Devise handelt, wenn man ein normaler Mensch ist. Nun, dazu kann ich nur sagen, dass Hemden meist nur von Männern getragen werden, denn bei Frauen heißen sie Blusen und Röcke sind etwas, das man vor allem Frauen zugesteht. [zum Eintrag]

20.240.504:1.058
Es war einmal eine Bauerntochter, die lebte in einem Dorf abseits der bekannten Welt und sie war gewillt einen Bauernsohn zu heiraten, den sie an einem der wenigen Dorffeste, die es damals in den harten Zeiten des Krieges und der Lügen gab, kennen und lieben gelernt hatte. Sie ging mit ihrem Anliegen zur Gutsverwalterin, um sie um ihr Einverständnis zu bitten, doch diese wies ihr Ansuchen forsch und ohne weitere Begründung ab. Daraufhin wandte sich die Bauerntochter an die Gutsherrin, doch diese sagte, was die Gutsverwalterin in ihrem Namen verkünde, sei Gesetz. Daraufhin wandte sich die Bauerntochter, die ihren Geliebten nicht aufgeben wollte, an den Dorfrichter, doch dieser ließ sie wissen, er habe keine Zeit und wäre mit wichtigeren Geschäften zu Gange. [zum Eintrag]

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