Als er erwachte, roch er ihren Körper. Sie duftete nach schlafwarmer Haut und ihr Haar nach süßen Träumen. Er lauschte ihrem tiefen Atem, der die zurückliegende Nacht einsog und wie ein Traumgebet ausstieß. Ihre Nacktheit konnte er an den Fingerkuppen seiner Hand spüren, die träge und schlaftrunken auf ihrer Hüfte ruhte. Trocken klebte seine Zunge am Gaumen. Seinen Durst bezwang er, um sie nicht in Bewegung zu versetzen. In Schwingungen. Für ein paar Augenblicke wollte er seine Steifheit an ihrer weichen Falte auskosten. Der Vorhang seines Blickes weigerte sich noch die Bühne des kommenden Tages preiszugeben. Der Gunst ihrer Anwesenheit, ihrer Wärme, ihrer Trägheit wollte er nicht verlustig gehen. Ein verräterisches Zucken seiner Hand wurde ihr Weckruf und ihre Geister füllten den Morgen mit ihrem Erwachen. Sie streckte sich genüsslich und drängte sich ihm entgegen.
Guten Morgen, flüsterte er, um es gesagt zu haben und den Augenblick, an dem sich Tag und Nacht scheiden, noch kurze Zeit bei sich zu halten und suchte mit seiner Hand ihre Brust, so als müsste er sich überzeugen, dass alles noch an seinem Platz, über Nacht nichts verloren gegangen war, von ihrer Fülle und Nachgiebigkeit.
Guten Morgen, kam es nun von ihrer Seite des Bettes zurück, ein fester und zugleich freundlicher Gruß, der ihn mit ihrem Erwachen versöhnte.
Zugleich entzog sich ihr Körper seiner Hand, richtete sich an der Bettkante auf. Sie drehte sich noch einmal um, beugte sich zu ihm hinab, gab ihm einen Kuss auf die Wange und nun öffnete er seine Augen. Durch den Vorhang brach ein schmaler Streifen Licht, fiel auf ihr Haar, ihre Schultern, ihre Brust und ihre Hüfte. Ihr Lächeln ein Lippenspiel, das ihm verkündete, alles sei gut und die Prüfungen der Nacht hätten sie bestanden und als Paar blieben sie vereint, gerüstet für den Tag. Seine Frau wandte sich nun endgültig von ihm ab und sagte: Ich mache Frühstück.
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