20.221.119:0.907 Zum Archiv

Es gibt einen Duft, der nur im Frühling durch die Gärten streunt und ein unausgesetztes Glück, das nur im Sommer durchs Schilf streift und ein spätes Licht, das nur im Herbst leuchtet und eine dämmrige Nacht, die nur im Winter den letzte Schatten noch verlischt.


20.221.118:1.607 Zum Archiv

Ich lese mit Freude in den Texten meiner frühen Tage. Nicht, weil sie so besonders gelungen wären, denn sprachlich sind sie eher hilflose Versuche, sondern weil in ihnen alle Kernpunkte meines Denkens und Handelns bereits vorhanden sind und sich mit aller Macht zeigen: Liebe, Heimatlosigkeit, Sprachlosigkeit, Fremdheit.


20.221.102:0.909 Zum Archiv

Expansion hat die Nomaden durch die Landschaft getrieben, um eine wachsende Zahl von Menschen mit dem zu ernähren, was die Natur bereitgestellt hatte. Danach wurde der Mensch seßhaft und als Ackerbauer und Viehzüchter hat er die Kontinente mit Gehöften und Dörfern überzogen. Aus kleinen Familiengruppen wuchsen Familiengemeinschaften. Und in dieser Expansion eroberte der Mensch sich weiter Landstriche, unterwarf Nachbarn und trieb Handel, heiratete und schickte Kinder in ferne Lande. Die Gemeinschaften wurden größer, nahmen immer mehr Menschen auf, die nicht aus der unmittelbaren Familienmitte abstammten. Die Familienbande werden durch soziale Bündnisse ergänzt und spätestens im 20. Jahrhundert durch diese endgültig ersetzt.

Und als der Mensch sich selbst in den entlegensten Winkeln der Welt ausgebreitet hatte, kam der entscheidende Schritt, er verließ den Planeten, an den er bis weit ins 20. Jahrhundert hinein gebunden war, wie der Bauer an seine Scholle. Doch der Expansionswille des Menschen ist damit noch nicht an sein Ende gekommen. Er folgt immer noch dem gleichen Grundmuster, für eine wachsende Anzahl an Menschen, müssen Ressourcen bereitgestellt werden. Und diese sind auf der Erde endlich.

Und wie die Jäger und Sammler durch die leere Welt streiften, macht sich der Mensch nun auf, die leere des Alls zu besiedeln, sich die Ressourcen anderer Planeten zu sichern und dies gelingt nur organisatorischen Einheiten, die grenzüberschreitend und supranational kooperieren, jenseits des Raubtierkapitalismus, der nur im Sinn hatte, einzelne immer reicher zu machen.Systeme wie Google, Amazon oder Tesla, hinter denen zwar Gründungsheroen und riesige Kapitalinteressen stehen, als erster und vorderster Front Richard Branson, greifen in alle Lebensbereiche der Menschen ein, jedoch nicht mit Hilfe anderer Menschen, sondern durch den Einsatz von technologischen Erfindungen. Damit sind wir endgültig aus dem Anthropozän in das Technozän eingetreten.


20.221.101:1.719 Zum Archiv

Wir sind in Europa gewohnt, Geschichte als Entwicklung zu höheren zivilisatorischen Stufen zu lesen. Doch die letzten beiden Jahrhunderte, die uns mehrmals an den Rand des zivilisatorischen Untergangs getrieben haben, lassen in mir Zweifel aufkommen, ob Geschichte als Fortschrittsgeschichte geschrieben und gelesen werden kann.

Spätestens seit Ende des 20. Jahrunderts ist die Menschheit in der Lage nicht nur die gesamte Weltbevölkerung zu ernähren, zu behausen, zu kleiden, sondern durch das kapitalistische Wirtschaftssystem Elend und Armut endgültig zu beseitigen. Das wir es als Kollektiv nicht tun, hat vor allem mit den herrschenden Gewaltverhältnissen zu tun, nicht mit der organisatorischen Möglichkeit.

Wenn aber Geschichte nicht mehr als Geschichte des Fortschritts gelesen wird, dann müssen die Triebkräfte der Geschichte einen anderen Zweck erfüllen. Einer ihrer wesentlichen Zwecke war immer schon geographische Expansion.


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