20.230.911:1.332 Zum Archiv
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Philosophie ist nichts weiter als Sprechen über die Welt, ob dieses Sprechen der Logik oder der Metaphysik geschuldet ist, spielt dabei in erster Linie keine bedeutende Rolle. Wichtig beim Philosophieren ist das Sprechen selbst, denn ohne Sprache gibt es kein zueinander und auch kein miteinander. Selbst wenn wir in Betracht ziehen, dass das Sprechen Missverständnisse hervorbringt, ist es doch der einzige Weg, die durch sie erzeugten Missverständnisse auch wieder aus der Welt zu schaffen. Dies ist die Dialektik des Sprechens und wenn man so will auch die Dialektik der Philosophie.

Alles Geschriebene, alles Gesprochene, alle Zeichen und Symbole unterliegen immer Interpretationsnotwendigkeiten. Stets sind wir gezwungen, was wir in der Welt sehen, hören oder lesen, was wir mit unseren Körpern berühren und wovon wir berührt werden, zu analysieren und zu interpretieren, um ein Echo in der Welt zu werfen. Nur die dummen Menschen leben ohne Analyse, ohne Interpretation und bleiben so mit sich allein, selbst wenn sie als Zwei auftreten. Durch nichts scheitern Beziehungen gründlicher, als durch die Negation der philosophischen Dialektik.


20.230.910:1.510 Zum Archiv

Jedes Blatt, jeder Halm, jede jäh verwelkte Blüte, selbst der Morgentau und der frühe Nebel, der aus den Wiesen aufsteigt und das betörende, letzte Sommersonnenlicht, das sich abends über die Berge wirft und der Himmel, der sich wie ein August über mir ausspannt und am Ende auch der leichte kühle Abendwind, ruft eine tiefe Melancholie in mir wach. Alles sichtbare und spürbare nistet sich in mir ein und ich trage es durch den Winter, um es in den ersten Frühlingstagen auszusäen, auf dass es meinen Sommer beleben möge und mir die Lebenskraft zurückbringe, die im ersten eingefallenen Schnee geschmolzen ist.


20.230.903:1.455 Zum Archiv
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Welterfahrung ist im Grunde immer Kulturerfahrung. Wie wir seit der neolithischen Revolution nicht mehr in einer Naturlandschaft leben, sondern in einer Kulturlandschaft, sind wir auch seit damals nicht mehr Teil der Natur, sondern haben uns in ein Kulturwesen verwandelt. Und weil dem so ist, sind alle Erscheinungen der Welt, von da an, nur noch als kulturelle Zeichen zu interpretieren. Wir müssen uns immer vor Augen führen, ob das, was wir wahrnehmen, Folge eines Arbeitsprozesses von Menschen ist, also Kultur, denn die Produkte menschlicher Arbeit enthüllen uns immer auch ein Stück vom Denken der anderen und als solches wird uns damit etwas gezeigt.

Je komplexer diese Arbeitsvorgänge geworden sind, desto komplexer sind auch die Zeichen und Symbole geworden, durch die sie sichtbar und verstehbar werden. Nicht nur ihre Bedeutung wird in gleichem Ausmaß komplex und daher missverständlich, sondern auch ihre Entschlüsselung ist eine ebenso komplexe Angelegenheit. Daher wäre es umso wichtiger, in unserem Sprechen präzise zu sein, denn mit ihr wollen wir zeigen, wie unsere Welt sich darstellt. Besondere Bedeutung kommt diesem Sachverhalt in Beziehungen zu, da hier zwei Menschen das Verhältnis ihrer Welten, in der sie leben, zueinander verhandeln. Ein derart komplexe kulturelle Erfahrung erfordert ein komplexes und daher präzises Sprechen.


20.230.902:1.030 Zum Archiv
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Die Frage ist nicht, ob etwas wahr oder falsch ist, sondern, ob für den Sprecher in Bezug auf seine Wahrnehmung der Welt, der Satz wahr oder falsch ist. In diesem subjektiven Aspekt der Sprache, die sich durch keine wissenschaftliche Erkenntnis beseitigen lässt, liegt die eigentliche Tragödie menschlicher Kommunikation, denn, wie ein Satz über die Welt für den einen wahr sein kann, kann er für eine andere zur gleichen Zeit, am selben Ort falsch sein, auch wenn beide für sich selbst recht behalten. Dieses Dilemma lässt sich nicht durch westliche Wissenschaft auflösen, denn in ihr muss, wenn das eine wahr ist, das andere falsch sein. Zum Beispiel: Entweder hat ein historisches Ereignis stattgefunden oder nicht. Doch in der Anwesenheit des einen historischen Ereignisses, sind ja nicht alle anderen möglichen Ereignisse ausgeschlossen. Sie haben nur nicht stattgefunden, wirken aber in ihrer Potentialität durchaus in der Geschichte mit und treiben sie voran.


20.230.901:1.125 Zum Archiv
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Philosophie ist nichts weiter als Sprechen über die Welt, ob dieses Sprechen der Logik oder der Metaphysik geschuldet ist, spielt dabei in erster Linie keine bedeutende Rolle. Wichtig beim Philosophieren ist das Sprechen selbst, denn ohne Sprache gibt es kein zueinander und auch kein miteinander. Selbst wenn wir in Betracht ziehen, dass das Sprechen Missverständnisse hervorbringt, ist es doch der einzige Weg, die durch sie erzeugten Missverständnisse auch wieder aus der Welt zu schaffen. Dies ist die Dialektik des Sprechens und wenn man so will auch die Dialektik der Philosophie.

Alles Geschriebene, alles Gesprochene, alle Zeichen und Symbole unterliegen immer Interpretationsnotwendigkeiten. Stets sind wir gezwungen, was wir in der Welt sehen, hören oder lesen, was wir mit unseren Körpern berühren und wovon wir berührt werden zu analysieren und zu interpretieren, um ein Echo in der Welt zu werfen. Nur die dummen Menschen leben ohen Analyse, ohne Interpretation und bleiben so mit sich allein, selbst wenn sie als Zwei auftreten. Durch nichts scheitern Beziehungen gründlicher, als durch die Negation des philosophischen Dialektik.


20.230.901:1.125 Zum Archiv
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Das Schöne am Strandleben ist, man kann den Menschen nahe sein, sie belauschen und beobachten, mit Geschichten und Geschichte ausstatten, seine Sehnsüchte und Hoffnungen auf sie projezieren und ihnen doch gleichzeitig so fern bleiben, als wäre man ein Außerirdischer, der unentdeckt unter ihnen lebt. Man muss sie nicht berühren und kann von ihnen unberührt bleiben. Nirgendwo kann man so ungestört unter und mit den Menschen leben wie an einem Touristenstrand.


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