in bad ischl steht eine gedenktafel mit der aufschrift: zum gedenken an die opfer der straße. es gibt menschen die die straße personifizieren. es gibt menschen die glauben dass straßen in der lage sind menschen zu töten. also nicht die todesraser sind die täter. nicht die alkoholisierten fahrer sondern die straße. heimtückisch liegt sie da und lauert auf ihre opfer. von menschen geplant und von menschen gebaut und von menschen benutzt hat sie nichts anderes im sinn als ihre gönner hinterhältig anzugreifen. sie legt sich in ihren kurven auf die lauer. packt ihre opfer. schleudert sie gegen einen baum. bringt sie heimlich und von allen unbemerkt um die ecke. und was tun wir menschen dagegen? fassen wir den täter obwohl er täglich vor unseren häusern auf unsere kinder lauert? obwohl er uns täglich verhöhnt? nein. wir planen und bauen immer weiter neue straßen. geben dem mörder mehr kurven und noch längere gerade. immer noch besser ausgebaute hinterhalte. zum ausgleich für unsere schuld bauen wir den opfern heldendenkmäler. wir ehren unsere im kampf gegen unsere eigene zivilisation gefallenen. letztlich zeigt dieses denkmal die ganze tragik des modernen menschen gegenüber der von ihm errichteten zivilisation. der mensch baut und plant und nutzt technische und damit zivilisatorische errungenschaften um sich danach als deren opfer darzustellen. dies ist nicht nur in höchstem maße eigenwillig sondern auch verantwortungslos: raser und alkoholiker und sekundenschläfer als die opfer der straße zu bezeichnen heißt künftige tote in kauf zu nehmen und hinzunehmen dass weiterhin kinder von rasern getötet werden. wer in einer modernen gesellschaft menschliche täter zu opfern zivilisatorischer und technischer errungenschaften degradiert liefert auch in zukunft totengräbern reichlich beute.
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