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In der Dunkelheit ist sie zu Hause. Sie kennt jeden Winkel ihrer Abgeschiedenheit. Jeden Ton der darin herrschenden Stille. Jede Bewegung, die sich einstellt, wenn eine Kind allein gelassen ist. Sie kennt den Fremden, der sein Zimmer in Algier nie verlässt und selbst wenn er in Paris ist, immer noch in seinem Zimmer in Algier haust. Und sie kennt Herodes, den Mann aus Galiläa, der physisch als Abgesandter des Kaisers dort anwesend ist, doch mit Herz und Seele im Zentrum seiner eigentlichen Welt lebt, im fernen Rom.

Und so sitzt auch sie, mit ihrem Körper bei ihren Freunden, Bekannten und Menschen. Alle schwirren um sie herum und schlagen gleich Fliegen an einem heißen, schwülen Sommertag an ihrem Körper auf, der sie umgibt, wie das Flaschenglas die Flüssigkeit, damit sie nicht aus dem Ruder läuft. Sie kann ihn sehen, ihren Mann, ihre Kinder, ihre Freunde, wie sie sie an guten Tagen nennt, um irgendeine Art von Verständigung zwischen sich und der Welt aufzubauen. Doch mit ihrem Herz und ihrer Seele bleibt sie alleine in der Dunkelheit und Stille der Nacht und der unstillbaren Sehnsucht der Tage.


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